Kritik an "Sowieso-Maßnahme": Fauler Ausgleich für Airbus

Senat will Holzhafen unter Naturschutz stellen - als Ersatz für das Mühlenberger Loch. Der BUND hält das für illegitim.

Tier mit besonders geformtem Schnabel: die Löffelente. Bild: Andreas Trepte

Ein neues Naturschutzgebiet als Ausgleich für die Zuschüttung des Mühlenberger Lochs: Der Vorschlag der Umweltbehörde, den Holzhafen in der Billwerder Bucht unter Schutz zu stellen, hört sich gut an, ist aber aus Sicht des Umweltverbandes BUND nur eine Ausflucht. In dem Gebiet hielten sich heute schon so viele seltene Vögel auf, dass es automatisch unter dem Schutz der EU stehe. Der ökologische Wert dieses Gebiets sei nicht neu geschaffen worden und könne daher nicht dafür herhalten, den Flächenverlust im Mühlenberger Loch auszugleichen.

Um die Airbus-Fabrik in Finkenwerder erweitern zu können, hatte der Senat 2001 bis 2003 rund 170 Hektar der Elbbucht „Mühlenberger Loch“ zuschütten lassen. In dem Flachwassergebiet rasteten davor bis zu 2.000 Löffelenten auf ihrem Zug nach Süden. Seither wurden dort nie mehr als 100 Tiere gezählt. Dabei hat der Senat zwei Drittel der benachbarten Elbinsel Hahnöfersand zu einem Flachwassergebiet abbaggern lassen.

Weitere, bis zu 400 Löffelenten rasten jetzt im Holzhafen. „Es ist auffällig, dass sich einigermaßen zeitgleich die Bestände im Holzhafen sehr positiv entwickelt haben“, sagt der Ornithologe Alexander Mitschke. Ein Glück für den Senat, der damit einen Teil seiner Ausgleichsverpflichtung einhalten kann. Im Planverfahren hatte der Senat der EU versprochen, Raum für 1.000 Löffelenten zu schaffen.

„Hamburg versucht, sich mit einer Sowieso-Maßnahme aus der Verantwortung zu stehlen“, kritisiert der BUND. Denn der Senat vollziehe ja nur nach, was laut EU-Recht ohnehin längst gilt. Somit fehle zwölf Jahre nach dem Beginn der Bauarbeiten im Mühlenberger Loch noch immer ein großer Teil des vorgeschriebenen Naturausgleichs. Anfang des Jahres hat der Umweltverband dieses Versäumnis bei der EU angezeigt.

Der Senat will die geplante Unterschutzstellung jetzt mit der Öffentlichkeit, den Kammern und Verbänden erörtern. Bis Ende des Jahres will er einen Vorschlag für die Ausweisung als EU-Vogelschutz- und Naturschutzgebiet vorlegen. Wassersport solle dort weiter betrieben werden können, die Jagd und Fischerei würden eingeschränkt.

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