Kritik an Tierparkchef: Dickhäuter im Wind

Der Aufsichtsrat berät über Vorwürfe gegen Zoo- und Tierparkchef Bernhard Blaszkiewitz. Der sah sich schon früher als "keiner, der gleich umfällt".

Ein Tiervergleich zuviel? Tierparkchef Bernhard Blaszkiewitz Bild: dpa

Zoodirektor Bernhard Blaszkiewitz stellt gern Tiervergleiche an. Zum Beispiel im letzten Sommer auf einer Veranstaltung im Flusspferdhaus, wo er mit Politikern diskutierte. Da sprach er nicht vom Machtkampf in der SPD, sondern von Wölfen, bei denen sich mehrere Rüden im Rudel gut verstehen.

Der langjährige Direktor von Zoo und Tierpark musste sich in den vergangenen Jahren vieler Vorwürfe erwehren. Seit dem letzten Wochenende steht der 1,90 Meter große, 130 Kilo schwere Mann wegen vermeintlich frauenfeindlicher Äußerungen in der Kritik: Blaszkiewitz hat wieder eine Zooformel auf Menschen angewandt. Und diesmal könnte es für ihn eng werden.

Aufgetaucht ist eine interne Aktennotiz aus diesem Jahr, die Blaszkiewitz’ Unterschrift trägt. Auf der Liste sind mehrere Namen von Beschäftigten aufgeführt. Es handelt sich um eine Einteilung, wer welche Aufgaben für den Jahresbericht 2012 übernimmt. Aufgeführt sind nur Nachnamen, vor einigen Nachnamen befindet sich eine Ziffer: 0,1. Es handelt sich um den Code, der in der Zoologie zur Kennzeichnung des Geschlechts verwendet wird. 0,1 steht für Weibchen – bei bestimmten Tierarten auch für „Zuchtstuten“ – 1,0 steht für Männchen. Die Nachnamen der männlichen Beschäftigten hat Blaszkiewitz in der Arbeitsliste allerdings nicht mit dem Code markiert, auch seinen eigenen nicht.

Frauensenatorin Dilek Kolat (SPD) hatte am Sonntag gesagt, Blaszkiewitz habe sich damit „als Führungsperson disqualifiziert“. Gestern befasste sich der Aufsichtsrat der Zoo AG in einer Sondersitzung mit der Personalie. Ein Ergebnis der Sitzung, auf der Blaszkiewitz gehört wurde, lag bis Redaktionsschluss nicht vor.

Die tierschutzpolitische Sprecherin der Grünen, Claudia Hämmerling, fordert schon seit Jahren Blaszkiewitz’ Rücktritt. Sie wirft ihm unter anderem vor, Inzest- und Hybridpaarungen zu initiieren. „Seine Stunden sind gezählt“, gab sich Hämmerling am Montag sicher.

Von Blaszkiewitz selbst war keine Stellungnahme zu erhalten. Zu einer Zeitung hatte er am Wochenende gesagt, er verwende das „0,1“ seit Jahren in Aktennotizen. Es handele sich um eine tiergärtnerische Bezeichnung, niemand habe sich bei ihm deshalb bisher beschwert. Wenn Mitarbeiter Kinder bekämen, würden sie auch oft von einer „Nachzüchtung“ sprechen und das Geschlecht des Kindes auf den Postkarten mit „1,0“ oder „0,1“ anzeigen.

Was sich da um seine Person abspiele, trage schon Züge einer Kampagne, hat Blaszkiewitz einmal zur taz gesagt. Das war 2008. „Aber ich bin keiner, der bei ein bisschen Wind gleich umfällt – das liegt nicht nur an meiner Körperstatur“.

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