Kunst: Bezirkspolitiker wollen die Mauer

Das umstrittene Biennale-Projekt "Peace Wall" in der Friedrichstraße steht auf der Kippe. Eine Abstimmung über den Abriss ist geplant.

Die "Peace Wall" sorgt für Unfrieden. Bild: DPA

Die Mauer kann weg – wenn die Berliner es wollen. Über das umstrittene Biennale-Projekt „Peace Wall“ soll Anfang Juni auf dem Kunstfestival abgestimmt werden. Die 12 Meter lange Mauer versperrt seit Anfang Mai die südliche Friedrichstraße. Einen ersten Abrissplan überstand sie am Mittwochabend: Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Friedrichshain-Kreuzberg stimmte dagegen.

Händler hatten mit einer Petition gegen den schwarz getünchten Sperrholzwall protestiert: Dieser schneide sie von Kunden ab und blockiere Parkplätze. Künstlerin Nada Prlja erklärte ihre „Peace Wall“ dagegen zum Symbol sozialer Spaltung - am Beispiel des Nobel-Nordens der Friedrichstraße und des sozial angespannten Südendes.

Als „keine Kunst, sondern ein Verkehrshindernis und Standortnachteil für den Kiez“ geißelte die CDU die Mauer in der BVV. CDU-Mann Timur Husein schimpfte, die Mauer verschärfe die ökonomischen Unterschiede noch und sei „ein typisches Beispiel pseudointellektueller Überheblichkeit“, da sie die Anwohner „zu Kunstobjekten degradiert“. Der CDU-Antrag zum „unverzüglichen Abbau“ scheiterte jedoch auf breiter Front: Außer der CDU stimmte keine Partei dafür. „Die Kunstfreiheit geht vor“, sagte Florian Schärdel (Grüne). Das Projekt habe „hervorragend auf soziale Trennlinien im Bezirk hingewiesen“.

Eine Biennale-Sprecherin zeigte sich über den Trubel erfreut: Man habe Diskussionen gewollt, nun gebe es sie. Laut dem Bezirk soll die Mauer am 1. und 2. Juni auf der Biennale diskutiert und am Ende von den Anwesenden über deren Schicksal abgestimmt werden. Die Biennale-Sprecherin mochte den Termin noch nicht bestätigen.

Händler kündigten derweil ihr Kommen an. Sie werde für den Abriss stimmen, sagte eine Angestellte in einem Laden für Kassensysteme. "98 Prozent der Leute hier sind dagegen." Ingeborg Wilhelm-Medné nicht. „Kunst ist immer kontrovers“, sagt die Frau vom Biobistro. „Und jetzt stehen wir hier unten mal im Mittelpunkt.“

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