Kurz vor Obama-Besuch: Terroristenjagd in Aceh und Jakarta

Kurz vor Obamas Besuch in Indonesien gibt es Berichte über den Tod Dulmatins, eines der meistgesuchten Terroristen. Aktivitäten von Zellen islamischer Terroristen wären für Aceh neu.

Polizisten in der Provinz Aceh kehren von der Terroristenjagd zurück. Bild: ap

BANDA ACEH taz | Mukhtaramil Saudi sitzt nachdenklich in einem Café in Banda Aceh. Der 28-jährige Acehnese erzählt vom Krieg, der ihn fast sein ganzes Leben begleitet hat und in dem mehrere seiner Verwandten getötet wurden. "Nach dem Tsunami konnte ich erstmals erfahren, was Frieden heißt", sagt der junge Mann. "Jetzt habe ich Angst, dass alles von vorn beginnt."

Denn nur eine Stunde entfernt von der Hauptstadt der indonesischen Provinz Aceh sind bei Gefechten zwischen mutmaßlichen islamistischen Terroristen und der Polizei in den letzten Tagen mindestens acht Menschen getötet worden. Darunter drei Polizisten, zwei bewaffnete Kämpfer und zwei Zivilisten. Laut Polizei wurden bislang 21 Personen verhaftet. In dem inzwischen abgeriegelten Gebiet werden noch etwa 30 Bewaffnete vermutet.

Seit dem 22. Februar versuchen lokale Polizisten und eine aus Jakarta geschickte Antiterroreinheit eine bewaffnete Gruppe zu stellen, die sich in den Wäldern im Distrikt Aceh Besar verschanzt hat. Die Gruppe soll dort ein Trainingslager haben.

Am Dienstag starben bei einem Antiterroreinsatz nahe der Hauptstadt Jakarta drei weitere Verdächtige, die der Gruppe in Aceh Waffen geliefert haben sollen. Bei einem der Toten könnte es sich nach Medienberichten um Dulmatin handeln, einen der meistgesuchten Terroristen Südostasiens.

Dulmatin ist ein führendes Mitglied der extremistischen Jemaah Islamiyah (JI), die in den letzten Jahren mehrere Anschläge in Indonesien verübte, darunter 2002 in Bali, wo 202 Menschen starben. Noch wird die Identität der Toten untersucht. Die verstärkten Polizeioperationen in Indonesien erfolgen zu einer brisanten Zeit: Nächste Woche wird US-Präsident Barack Obama in Jakarta erwartet.

Aktivitäten von Zellen islamischer Terroristen wären für Aceh etwas Neues. Jahrzehntelang herrschte dort zwar ein blutiger Bürgerkrieg zwischen der sezessionistischen Bewegung Freies Aceh (GAM) und Regierungstruppen. Die GAM hatte ihren Kampf aber nie auf religiösem Fundamentalismus begründet. Nach dem verheerenden Tsunami Ende 2004 wurde ein Friedensvertrag geschlossen. Die GAM ist inzwischen politisch eingebunden, einer ihrer früheren Kader ist heute Gouverneur der Provinz.

Die Lokalregierung ist - sicher auch wegen der Präsenz zahlreicher ausländischer Organisationen, die den Wiederaufbau der Provinz unterstützen - äußerst besorgt über das Auftauchen bewaffneter Militanter. Unklar ist bislang, ob es Verbindungen zwischen ihnen und mehreren Übergriffen auf Ausländer Ende 2009 gab, bei denen auch ein deutscher DRK-Mitarbeiter angeschossen wurde.

Bei Acehnesen wie Mukhtaramil wecken die neuen Schusswechsel traumatische Erinnerungen, zumal auch Zivilisten starben. Menschenrechtler werfen der Polizei Fahrlässigkeit vor, weil sie das Gebiet zunächst nicht evakuierte.

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