Lampedusa-Mitglied fehlt angeblich soziale Bindung: Kofi bleibt in Haft

Geflüchteter Ghanaer und Zeuge der Brandstiftung im Golden Pudel Club bleibt in Abschiebehaft - obwohl er einen breiten Kreis an Unterstützern hat.

Flüchtlinge sollen bleiben: Demo an der Gnadenkirche im Karoviertel. Foto: Miguel Ferraz

HAMBURG taz | Der Ghanaer Kofi aus der Lampedusa-Gruppe bleibt in Abschiebehaft. Das Landgericht entschied gestern, dass der Geflüchtete in Deutschland nicht über genügend soziale Bindungen verfügt, um aus der Haft in Eisenhüttenstadt entlassen zu werden. Dabei hatte seine Anwältin Nina Krumm nicht nur eine neue Meldeadresse, also einen festen Wohnsitz, für Kofi angegeben, es demonstrierten gestern auch rund 20 Unterstützer und Freunde für die Aussetzung des Haftbefehls. Der Beweis für soziale Bindungen könnte man meinen. Doch das Gericht war davon überzeugt, dass die Gefahr bestünde, Kofi könnte untertauchen.

Die Unterstützer kritisieren die geplante Abschiebung nach Italien am 13. März auch deshalb, weil Kofi sowohl Opfer als auch Zeuge des Brandes im Golden Pudel Club ist. Er hatte zuletzt im Vorbau des Gebäudes gelebt und seinen Unterhalt durch Flaschensammeln bestritten. Am Abend des Feuers war er gegen 21 Uhr von einer ihm unbekannten Person an seinem provisorischen Zuhause angesprochen worden.

Als der Brand in dem Vorbau gelegt wurde, war Kofi mit anderen Gästen im Pudel Club. Nachdem er realisiert hatte, dass neben dem Dachstuhl auch sein Zuhause in Flammen stand, versuchte er seine Habseligkeiten und für ihn relevante Papiere zu retten. Er wurde aber von Polizisten zurückgehalten und zur Davidwache gebracht, um eine Zeugenaussage zu machen. Eine Brand-Ermittlerin zeigte ihm einige Fotos von Menschen, um einen möglichen Tatverdächtigen zu identifizieren.

Der Ghanaer Kofi musste im Zuge der Bauvorhaben für das Fußballturnier „Africa Cup of Nations“ 2008 seine Tischlerei und damit seine Existenz in Kumasi aufgeben.

Nach Libyen gegangen ist er, um sich dort ein neues Leben aufzubauen.

In Folge des Bürgerkriegs in Libyen floh Kofi 2011 über das Mittelmeer auf die italienische Insel Lampedusa. Als die dortigen Auffanglager geschlossen wurden, wurde er obdachlos.

Im September 2015 kam er nach Hamburg, wird zur sogenannten Lampedusa-Gruppe gezählt, und fand eine provisorische Behausung am Pudel Club.

Mittlerweile überlegt Kofi, freiwillig nach Ghana zurückzukehren, da er nicht mehr daran glaubt, aus humanitären Gründen dauerhaft in Hamburg bleiben zu dürfen.

Kofi könnte daher eine Schlüsselfigur in den Ermittlungen sein. Das Landeskriminalamt hält ihn trotzdem nur für einen „Randzeugen“. Es sprach aus Behördensicht also nichts dagegen, Kofi abzuschieben. Am Tag nach dem Feuer wurde er dann in der Ausländerbehörde von fünf Polizisten festgenommen, als er seine Meldeauflagen verlängern wollte. Er sollte noch am selben Abend vom Fuhlsbüttler Airport nach Mailand abgeschoben werden.

Da die Bundespolizei jedoch den Verdacht hatte, dass sich Flüchtlingshelfer Tickets für den Flug gekauft hatten und mit Widerstandsaktionen im Flieger zu rechnen war, wurde die Abschiebung abgebrochen. Kofi wurde am nächsten Tag einer Haftrichterin vorgeführt. Die ordnete die Abschiebehaft an, da Kofi ja wegen des abgebrannten Unterkunft „mittelos“ und „obdachlos“ sei. In Haft ist er immer noch, nun aber wegen angeblich fehlender sozialer Bindungen.

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