Lesben und Schwule in der Union: LSU-Spitze kritisiert CDU/CSU

Mit 95,4 Prozent wurde Alexander Vogt zum vierten Mal zum LSU-Vorsitzenden gewählt. Den Status der Partei findet er „stark verbesserungswürdig“.

Eine Regenbogenfahne weht vor dem Brandenburger Tor

Die LSU feierten 2018 ihren 20. Geburtstag in der CDU-Parteizentrale Foto: dpa

Satte 95,4 Prozent: Es gibt noch Kreise in der CDU, da ist alles so wie man es eigentlich von ihr kennt. Mit dieser Mehrheit jedenfalls ist Alexander Vogt gerade zum vierten Mal als Vorsitzender der Lesben und Schwulen in der Union (LSU) gewählt worden. Erstmals, und das freut den 49 Jahre alten Dülmener ganz besonders, ist auch eine Frau Mitglied im Vorstand. Charline Köhler heißt Vogts neue Stellvertreterin, sie ist zugleich die Thüringer Landesvorsitzende der LSU und hat vor Ort den ersten Christopher Street Day organisiert.

Die bundesweite Interessenvertretung von mehr als 600 Lesben, Schwulen und Transgenderpersonen in der Union gibt es seit zwanzig Jahren. Acht Jahre davon ist Alexander Vogt ihr Vorsitzender. 1997 hatten sich Parteimitglieder als „Schwule Christdemokraten“ zusammengefunden, 1998 gaben sie sich ihren heutigen Namen.

Anfangs misstrauisch von der Mehrheit der CDU- und CSU-Mitglieder beäugt, gehört die LSU mittlerweile fest zur Unionsfamilie. Seit 2003 findet man den LSU-Stand bei jedem Parteitag der Konservativen, statt Äpfeln und Gummibärchen reicht auch Vogt dort Prosecco.

Der Westfale ist seit 1999 CDU-Mitglied. „Ich wollte nach der verlorenen Bundestagswahl Farbe bekennen“, erinnert er sich. Als Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung war für den damals 20-Jährigen der Parteieintritt „die logische Konsequenz“. Im Jahr darauf lernte er die noch junge LSU kennen und dachte: „Da machst du mit; man kann schließlich nicht nur meckern.“

Nur 15 Prozent der LSU-Mitglieder sind Frauen

Vogt ist gelernter Bankkaufmann. Nach der Berufsausbildung studierte er Betriebswirtschaft, heute arbeitet er für eine Bank in Frankfurt am Main. Er ist weder verpartnert noch verheiratet, sondern solo, wie er auf Nachfrage lachend erklärt.

Der Umgang der Union mit der von Vogt angeführten Gruppe gesellschaftlicher Reformkräfte wirkt allerdings noch recht widersprüchlich. Einerseits hat die LSU zwanzig Jahre nach ihrer Gründung noch immer lediglich den Status einer „sonstigen Organisation“. Alexander Vogt findet das „stark verbesserungswürdig“. Andererseits gab es in diesem Jahr anlässlich des runden Geburtstags einen festlichen Empfang in der CDU-Zentrale. Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer und alle fünf Vizeparteichefs sandten Grußworte.

„Eine dolle Party“, erinnert sich LSU-Chef Vogt. Kramp-Karrenbauer, seinerzeit noch Ministerpräsidentin im Saarland, hatte nach dem Beschluss des Bundestages für die Ehe für alle noch erklärt, man müsse „im Blick behalten, dass das Fundament unseres gesellschaftlichen Zusammenhalts dadurch nicht schleichend erodiert“. Als Generalsekretärin öffnete sie die Türen der Parteizentrale.

Beim Parteitag Anfang Dezember wird er mit seinen MitstreiterInnen nach Hamburg reisen und dort drei Tage lang die Lesben und Schwulen in der Union repräsentieren. Auch da gibt es nebenbei bemerkt noch Ausbaumöglichkeiten für den frisch gewählten Vorstand: Aktuell sind gerade einmal 15 Prozent der LSU-Mitglieder Frauen.

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