Letztes "Wetten, dass ..?" mit Gottschalk: Der ausgediente Plauderer

Gottschalk kann nur "Wetten, dass ..?". Aber das dann wieder so gut, dass niemand die Nachfolge übernehmen will oder kann. Denn Gottschalk ist nicht zu ersetzen.

Und weg: Gottschalk moderiert endgültig zum letzten Mal seine Show. Bild: dapd

Beim ZDF, das so gerne von Leuchttürmen spricht, die es im immer unübersichtlicher werdenden Meer der TV-Sender braucht, mustert der letzte Leuchtturmwärter ab. Am Samstag geht Thomas Gottschalk - nein, nicht in Rente, sondern zur ARD. Ab März wird er sich dort als charmanter Vorabendplauderer versuchen und nach allen Vorhersagen scheitern.

Denn Gottschalk kann eben nur "Wetten, dass ..?". Aber das dann wieder so gut, dass niemand die Nachfolge übernehmen will. Trotz zuletzt sinkender Quoten, langweiliger werdender Wetten und einer an die Hit-Rotation im Privatfunk gemahnenden Promi-Gästeschar auf dem Wett-Sofa: Gottschalk blieb die Nummer eins, und weil er einfach nicht abtrat, will ihn nun niemand beerben.

Beinahe ganz Show-Deutschland hat dem ZDF schon einen Korb gegeben, selbst Markus Lanz mag nicht, bleiben also noch Johannes B. Kerner, der demnächst bei Sat.1 ohnehin arbeitslos ist. Und als allerletzter Notnagel der unvermeidliche Jörg Pilawa, der immerhin auch noch nicht so richtig abgewunken hat.

Eine Sendung für den Moderator

Gottschalk ist eben durch nichts zu ersetzten - selbst für einen elitären Dampfplauderer wie den versehentlich vorübergehend promovierten Freiherr zu Guttenberg sind Gottschalks Stiefeletten eine Nummer zu groß. Was auch daran liegt, dass es das eigentliche "Wetten, dass ..?" schon längst nicht mehr gibt. Sondern nur noch eine Sendung gleichen Namens, die Gottschalk hundertprozentig auf den Leib geschneidert ist.

Doch schon lange vor dem tragischen Unfall in der letzten "richtigen" Sendung vor einem Jahr ließ sich immer weniger verstecken, dass Leib wie Sendungskonzept in die Jahre gekommen sind. "Wetten, dass ..?" und Gottschalk, das war schon lange mehr deutsche TV-Brauchtumspflege als moderne Samstagabendunterhaltung.

Ein Fernsehmuseum mit freiem Eintritt, bei dem Samstagabend Iris Berben als meistgebuchte Wettpatin (insgesamt 10 Auftritte) genauso mit dabei ist wie der ebenfalls nicht mehr ganz taufrische Meat Loaf als Show-Act.

Und vielleicht wird sogar die Quote zur 199. Sendung ein bisschen steigen, wie das immer ist bei Abschiedsvorstellungen, und alle künftigen Artikel über Gottschalk und "Wetten, dass ..?" werden anfangen, wie es sich für ein Fernsehmärchen gehört: Es war einmal …

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