London erneuert Lizenz für Uber-Taxen: Dunkle Zeiten für Black Cabs

Seit Dienstag hat Uber in London seine Lizenz wieder. Die Uber-Mitarbeiter freut es, die Passagiere auch. Fahrer der Londoner Black Cabs sind sauer.

Ein Black Cab im nächtlichen, von Leuchtreklamen erhellten London

Klassisch schwarz war gestern Foto: Unsplash/ Biel Morro

LONDON taz | Eine Gruppe junger unter-30er trinkt am Donnerstagabend nach der WM-Niederlage Englands gegen Belgien noch ein tröstendes Pint im Pub. Die spannende Frage diskutieren sie ein paar Stunden später: Wie kommen wir nach Hause? Uber oder Black Cab, das traditionelle schwarze Taxi?

Uber, der Taxifahrtenvermittlungsdienst per Handy App, hat seit Dienstag seine Londoner Taxilizenz wieder, zumindest für 15 Monate „auf Bewährung“. Das hatte eine Schöffin des Westminster Tribunalgerichts nach nur eintägiger Anhörung entschieden. Das Tribunal war Ende September 2017 eingeschaltet worden, nachdem die Verkehrsbehörde Londons (TFLL) Uber mit der Begründung die Lizenz entzogen hatte, das Unternehmen sei nicht in der Lagei, als privater Taxiunterbetrieb zu agieren.

TFL beschuldigte Uber, schwere Kriminal- und Sexualvergehen von Uber-Fahrer*Innen nicht ausreichend zu melden. Auch würde die gesundheitliche Tauglichkeit der Fahrer*Innen nicht genügend geprüft. Eine Software namens Grey Ball erschwerte außerdem absichtlich behördliche Prüfungszugänge zu Uber-Fahrer*Innen.

Der Verlust der Londoner Lizenz gefährdete den Job von über 40.000 Uber-Fahrer*Innen. Bis zum Gerichtsurteil konnte Uber jedoch seine 3.6 Millionen Londoner Kund*Innen weiter bedienen.

Ab jetzt werden alle Regeln beachtet

Zu Beginn der Anhörung letzten Montag erklärte Ubers Rechtsanwalt, dass TFL im September die richtige Entscheidung getroffen hätte. Uber hätte jedoch seither mehrere TFL-Untersuchungen bestanden und Änderungen im britischen Vorstand vorgenommen. Alle Regeln würden nun strikt beachtet, Vergehen sofort der Polizei gemeldet. Auch ein Fahrdienst für Frauen durch Frauen stehe bald im Angebot.

Dazu kommt, dass im November letzten Jahres ein Londoner Arbeitsgericht entschieden hatte, dass Uber-Fahrer*Innen nicht wie das Unternehmen immer behauptete unabhängig, sondern als direkt Angestellte zu verstehen sind. All das, und die Zahlung eines Bußgeldes von umgerechnet 482 000 Euro erbrachte Uber am Dienstag das grüne Licht zur Weiterfahrt.

John Guerra, 35, seit über einem Jahr Uber-Fahrer, gibt sich erleichtert. „Ich habe mein Auto auf Kredit gekauft, und hatte keine Pläne dazu, wie es für mich bei einem Lizenzentzug weitergehen würde“, gestand er der taz.

Uber-Fahrer Davood Golestann, 42, wäre so ein Entzug jedoch recht gewesen, „Uber ist gut für die Londoner Passagiere, aber nicht so gut für Fahrer“, sagte er. Nach Abzug der Kosten bleibe ihm einfach zu wenig.

„Bringt die Todesstrafe für Politiker zurück!“

Fahrer*Innen der traditionellen Black Cab-Taxis reagierten hingegen zornig. Am Kings Cross Bahnhof wird in der Taxischlange geschimpft: Uber habe alles mit korrupten Mitteln erworben, kann man da hören. John, er will seinen Nachnamen nicht nennen, ist besonders wütend. „Ich habe zwei Jahre lang auf einem Moped alle Straßen Londons durchfahren und auswendig gelernt, nur das macht einen einen echten Londoner Taxifahrer“, schimpft er. Er holt ein handgeschriebenes Schild aus seinem Türfach. „Bringt die Todesstrafe für Politiker zurück, und hängt sie hoch auf“, steht da. Es sei seine generelle Meinung zu Politikern – und in Sachen der Taxilizenz treffe das doppelt zu.

Garry Knopp, Fahrer eines nagelneuen voll elektrisch angetriebenen Black Cab – seit Anfang des Jahres werden aufgrund der Luftverschmutzung Londons nur noch solche zugelassen – gibt sich versöhnlichergegenüber der Konkurrenz, solange Uber die Regeln einhalte. Keiner weiß was die Zukunft bringe, aber sie, die Black Cabbies seien nun mal unschlagbar die Besten, und so würde es bleiben.

Im Pub sind sich jedoch die meisten einig. Das Taxi ihrer Wahl heißt Uber. Es ist billiger und einfacher zu bestellen. Janice 26, hält Uber sogar für sicherer, weil die ganze Fahrt aufgezeichnet wird. Sie verweist auf einen der berüchtigtsten Vergewaltiger Londons des letzten Jahrzehnts, den Black Cab-Fahrer John Worboys, der über 100 Frauen, alles Fahrgäste, vergewaltigt haben könnte. Dennoch gibt es einige im Pub, die den Black Cabs treu bleiben wollen. Computerfachmann Mike Rathgen, 53, hält ihre Kenntnisse der Londoner Straßen beispielsweise für unschlagbar.

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