Low Performer bei der „Mopo“: Ist der gut oder kann der weg?

Bei der Restrukturierung der „Hamburger Morgenpost“ versucht Geschäftsführung, Minderleister loszuwerden. Es existiert sogar eine Liste mit Namen.

Schild vor Haus. Klassische Bebilderung bei Verlagsberichterstattung. Hier: die "Mopo" in Hamburg. Bild: Fabian Bimmer/reuters

Bei der Hamburger Morgenpost (Mopo) haben seit Freitag große Teile der Redaktion und des Verlages die Produktionen der Mopo am Sonntag sowie der Montagsausgabe bestreikt, um sich gegen Entlassungen zu wehren. Die Ausgaben sind dennoch erschienen oder werden erscheinen – mit Texten von der Halde und mithilfe freier Mitarbeiter. Die Mopo-Belegschaft will gemeinsam mit den Gewerkschaften Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju in Verdi) und dem Deutschen Journalisten-Verband (DJV) einen Sozialtarifvertrag durchsetzen.

Befeuert werden die aktuellen Warnstreiks dadurch, dass die Mopo-Geschäftsführung mitten in die Verhandlungen hinein am Mittwoch beim Betriebsrat fünf Kündigungen und sechs Änderungskündigungen zur Zustimmung vorgelegt hatte. „Die Belegschaft zeigt mit beeindruckender Entschlossenheit, dass sie die jetzt eingeleiteten Kündigungsverfahren nicht akzeptiert. Jeder Spaltungsversuch von oben hat die Solidarität mit den Betroffenen nur noch stärker werden lassen. Das gilt auch für die Beteiligung an den Warnstreiks“, ließ Verdi-Fachbereichsleiter Martin Dieckmann mitteilen.

Hintergrund des Konflikts sind die Restrukturierungsvorgaben des Eigners Presse- und Medienhaus GmbH & Co KG (PMB) in Berlin, an dem die Kölner Mediengruppe M. DuMont Schauberg mit 65 Prozent die Mehrheit hält. Nach dem Konzept „Perspektive Wachstum“ des DuMont-Konzerns muss die Mopo 1,2 Millionen Euro pro Jahr wegen gesunkener Anzeigen- und Vertriebserlöse einsparen. Davon sollen 835.000 Euro durch Personaleinsparungen und die Ausgliederung der Anzeigenabteilung ins Call Center MZ Dialog GmbH – eine hundertprozentige DuMont-Tochter des Mitteldeutschen Druck- und Verlagshauses in Halle – erbracht werden. Allein von diesem Schritt sind bei der Mopo knapp sechs Vollzeitstellen betroffen. Das Ganze wird „Fokussierung auf den Digitalbereich“ genannt.

Allerdings scheint Mopo-Geschäftsführerin Susan Molzow im Rahmen des Sparprogramms auch ein Nebenziel zu verfolgen: Die „Verbesserung der Arbeitsqualität durch den Abbau von Schlechtleistern in Redaktion, Administration und Verkauf“, wie aus als „streng vertraulich“ deklarierten Unterlagen für die Sitzung des PMB-Verwaltungsrates vom 1. September 2014, die der taz vorliegen, hervorgeht. Die sogenannten Schlechtleister sollen zum Teil durch „bessere Berufseinsteiger mit einem niedrigeren Gehalt ersetzt“ werden. Dafür gibt es eine regelrechte Namensliste, was Molzow bislang in den Sozialplan- und Sozialtarifverhandlungen mit Betriebsrat und den Gewerkschaften vehement bestritten hat.

"Low Performer austauschen"

Auf der Liste steht hinter dem jeweiligen Namen „Low Performer“ (für den Abbau der Planstelle) oder „Low Performer austauschen“. Dabei solle den Low Performern „nicht die ganze Wahrheit“ gesagt, sondern Ihnen mitgeteilt werden, dass „im Rahmen von Shared Service“ – also einem internen Outsourcing durch Zentralisierung mehrerer Tätigkeiten in einer Stelle – ihre Tätigkeiten wegfallen würden und es besser wäre, ein Abfindungsangebot anzunehmen. Andernfalls müsse jemand anders gekündigt werden und der Low Performer werde per Änderungskündigung auf Teilzeit gesetzt.

Der Arbeitskonflikt zwischen Mopo-Geschäftsführung und Gewerkschaften könnte auch in einem anderen Punkt noch an Brisanz gewinnen. Denn in der outgesourcten Anzeigenabteilung arbeiten drei Betriebsräte mit Kündigungsschutz, für die das Unternehmen im Moment andere Mitarbeiter freizukündigen bereit ist, obwohl es laut Betriebsrat Alternativen und Lösungsvorschläge gebe. Am Dienstag wird weiterverhandelt.

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