Lüneburgs Landkreise wollen mehr Innovationen: Inkubator für Verteilungskämpfe

Vom EU-geförderten Innovationszentrum an der Universität Lüneburg profitierten die Unternehmen in der Fläche zu wenig, finden die Landkreise.

Die Uni im Blick: Uni-Vize Keller (l.) und Architekt Libeskind mit einem Modell des neuen Audimax. Bild: dpa

LÜNEBURG taz | Die Wirtschaftsförderer im ehemaligen Regierungsbezirk Lüneburg haben ein Problem mit Holm Keller, dem Vizepräsidenten der Leuphana-Universität. Eigentlich sahen sie bessere Zeiten auf sich zukommen, als die Leuphana mit der niedersächsischen Landesregierung 2009 den "Innovations-Inkubator" startete.

Das 86 Millionen Euro schwere Förderprogramm soll bis 2015 die strukturschwache Region Lüneburg durch Kooperationen mit der Universität entwickeln. In der Fläche scheint davon nicht viel angekommen zu sein - so sehen es zumindest die elf betroffenen Landkreise.

Er hätte sich eine engere Kooperation gewünscht, sagt Siegfried Ziegert vom Landkreis Osterholz, aber offenbar lebe man in unterschiedlichen Welten und spreche verschiedene Sprachen. "Je weiter man von Lüneburg weg ist, desto weniger kommt von der Förderung an", sagt er. Die Kreise Osterholz-Scharmbek und Rotenburg-Wümme schrieben deshalb einen Brief an die Landesregierung.

Die Kritik ist nicht neu. Ende Juni, nach einem Treffen der Wirtschaftsförderer der Kreise, ist in einem internen Protokoll die Rede von einem "riesigen Kommunikations- und Vertrauensproblem mit dem Inkubator". Die Wirtschaftsförderer vermissen eine Kooperation auf Augenhöhe und äußern den Eindruck, dass "die Spitze des Inkubators dies nicht will". Die Spitze, das ist der für den Innovations-Inkubator verantwortliche Holm Keller.

Marlis Kämpfer von der Wirtschaftsförderung Uelzen: "Unternehmen, die eine Anfrage an den Inkubator gestellt haben, bekamen auch nach drei Monaten keine Antwort." Selbst wenn dies von der Leitung in einem persönlichen Gespräch zugesichert worden sei. Viele hätten den Eindruck, die regionale Förderung sei "nur das Feigenblatt". An erster Stelle stehe die Stärkung des Universitätsstandortes.

Allerdings ist das Fördergeld an einen Entwicklungsauftrag gebunden. 64 Millionen kommen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) der EU, 22 Millionen gab Niedersachen dazu. Aufgabe des Fonds ist es, Ungleichheiten zwischen den Regionen abzubauen.

Der Sprecher der Leuphana, Henning Zühlsdorff, sieht keine Gefahr, dass das Projekt seinem Zweck nicht gerecht werden könnte. Die Förderrichtlinien verhinderten, "dass irgendetwas anderes als vorgesehen passiert".

Er verweist auf "knapp 100 abgeschlossene Kooperationsverträge mit Unternehmen". Auf Kritik an den Kommunikationsfähigkeiten Holm Kellers mag Zühlsdorff nicht eingehen. Er räumt aber ein, dass man daran arbeiten müsse, "besser zu kommunizieren".

Der Sprecher des Wissenschaftsministeriums, Rüdiger Fischer, findet es nicht überraschend, "dass sich diejenigen, die nicht zum Zuge gekommen sind, beschweren". Der Inkubator sei kein normales Wirtschaftsförderungsprogramm, sondern ein Hochschulprojekt. In den Landkreisen herrsche eine falsche Erwartungshaltung. Das Ministerium verspricht einen engen Austausch mit den Landkreisen.

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