Lufthansa-Streik geht weiter: Deutschland bleibt am Boden

Mit Warnstreiks an drei Flughäfen zeigt das Kabinenpersonal der Lufthansa erneut seine Schlagkraft. Über 300 Flüge fallen aus.

Stärke zeigen: Das Kabinenpersonal der Lufthansa streikt weiter. Bild: reuters

WIESBADEN taz | Mit Warnstreiks an drei Airports hat die Flugbegleitergewerkschaft UFO am Dienstag erneut ihre Schlagkraft im Arbeitskampf mit der Lufthansa unter Beweis gestellt.

Wegen der zweiten Streikwelle musste die größte Fluggesellschaft Europas mindestens 300 Flüge ausfallen lassen. Die zeitlich gestaffelten Ausstände in Berlin, Frankfurt und am Nachmittag auch in München zeigten damit deutlich mehr Wirkung als die ersten Streiks am Freitag, als rund 190 Flüge abgesagt worden waren.

In den betroffenen Flughäfen war das Chaos groß. Lange Schlangen bildeten sich vor den eigens eingerichteten Umbuchungsschaltern. Dabei waren rund 11.000 Passagiere schon am frühen Morgen von der Lufthansa per SMS über mögliche „Unregelmäßigkeiten“ im Flugplan informiert worden.

Zwar hatte die Fluglinie bereits spezielle Notfallpläne für München, Berlin und Düsseldorf vorbereitet – der erneute Ausstand in Frankfurt mit einer Vorwarnzeit von nur sechs Stunden traf die Lufthansa wie schon am vergangenen Freitag weitgehend unvorbereitet.

Tochterunternehmen fliegen noch

In München dagegen bemühte sich die Airline, von den geplanten 450 Flügen wenigstens rund 200 starten zu lassen – mit Prioriät auf den Interkontinentalflügen. Dabei kam der Lufthansa zugute, dass die Hälfte ihres Flugaufkommens von nicht bestreikten Töchtern wie Germanwings oder Cityline abgewickelt wurde.

Die UFO verlangt – neben einem Verzicht auf Leiharbeit und der Auslagerung von Arbeitsplätzen – eine Lohnerhöhung um 5 Prozent für die Flugbegleiter. Die Lufthansa bietet jedoch nur 3,5 Prozent.

Einsteiger verdienen derzeit 1.533 Euro im Monat, in der höchsten Gehaltsstufe können maximal 3.687 Euro erreicht werden – eine Schichtzulage von 16,3 Prozent nicht eingerechnet. Anders sieht es bei den sogenannten Pursern oder Pursetten aus, den ranghöchsten Flugbegleitern. Sie verdienen auf Langstrecken 4.353 Euro plus eine Zulage von 621 Euro.

Zwei Drittel in der Gewerkschaft

Genau hier will die Lufthansa den Rotstift ansetzen: Die Flugbegleiter sollen mehr fliegen, auf der höchsten Gehaltsstufe weniger verdienen und auf Boni für Überstunden verzichten. Die Leiharbeitsfirma „Aviation Power“, ein Partner der Lufthansa, zahlt ihren Mitarbeitern zwar das gleiche tarifliche Grundgehalt, ist aber bei der Zahlung der branchenüblichen Zulagen deutlich sparsamer.

Insgesamt vertritt die UFO 36.000 Beschäftigte. Bei der Lufthansa arbeiten 18.000 Stewardessen und Stewards, zwei Drittel davon sind gewerkschaftlich organisiert. Deren Streikbereitschaft ist hoch, ein UFO-Verhandlungsführer sprach gestern von „85 Prozent“. Derzeit sprechen die Konfliktparteien nicht miteinander. Während die Lufthansa eine Rückkehr der UFO an den Verhandlungstisch fordert, prüft sie hinter den Kulissen womöglich bereits rechtliche Schritte gegen die Gewerkschaft.

Lufthansa-Sprecher Klaus Walther sagte: „Ich glaube, es ist ziemlich arrogant, was die Gewerkschaftsführung gegenüber unseren Kunden macht.“ UFO-Chef Nicoley Baublies sah die Arroganz bei der Lufthansa. Sollte diese „beibehalten werden, dann wird es jetzt aufhören mit diesen zeitlich und vor allem örtlich begrenzten Streiks. Dann werden wir in den nächsten Tagen irgendwann sagen: Deutschland steht still von null bis vierundzwanzig Uhr.“

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