MITMACHEN: Hamburger Socken-Party

Der Künstler Antony Gormley hat eine begehbare Fläche acht Meter über dem Boden in einer der Hamburger Deichtorhallen installiert. Sein Werk kann nicht nur betrachtet, sondern erlebt werden

Kunst in der Schwebe: das "Horizon Field Hamburg". Bild: Klaus Irler

Eine Zehenspitze tippt auf die schwarz-glänzende Oberfläche und wird sofort wieder weggezogen. Die junge Frau beäugt das schillernde Schwarz, das ihr zu Füßen liegt, während sie sich an das metallene Geländer des Zugangs klammert. An der Hand ihrer Begleitung setzt sie dann doch einen rotbestrumpften Fuß auf die sanft schwingende Oberfläche. Zwei Schritte, dann setzen sich beide hin.

Die Fläche, auf der sich die beiden niedergelassen haben, misst rund 25 mal 50 Meter und ist an Stahlseilen unter der Decke der Hamburger Deichtorhalle Nord aufgehängt. Sie heißt „Horizon Field Hamburg“ und befindet sich in knapp acht Meter Höhe über dem Boden. Es handelt sich um eine begehbare Installation des britischen Künstlers Antony Gormley. Die Deichtorhallen wollen damit ein bisschen vom Glanz der Documenta nach Hamburg bringen. Diese findet im Juni in Kassel statt.

Besucher lernen das „Horizon Field Hamburg“ zunächst von unten kennen, als riesige Fläche, die in einer noch größeren historischen Halle mit Stahldachkonstruktion hängt. Sie erklimmen das Feld über eine Treppe und betreten es schließlich über einen Steg. Er mutet an wie ein Schwimmbadsprungbrett. Die Ebene spiegelt wie die Wasseroberfläche eines Sees. Der Effekt entsteht durch Scheinwerfer und Tageslicht, welches durch die Glaswände an den Längsseiten in die Halle fällt.

Zum optischen Effekt hinzu kommt das Schwanken des Bodens. Der Boden überträgt die Bewegungen der anderen Besucher auf eine sanfte Art und Weise. So könnte es sich anfühlen, über Wasser zu gehen: Das Feld bietet Raum für Erfahrungen am eigenen Leib. Zugleich macht es jeden der Besucher zu einem Teil des Kunstwerks.

Eine Schulklasse versucht kollektiv, auf einem Bein zu stehen und die Hände über dem Kopf zusammen zu legen. Die Schüler fallen um, die entstanden Vibrationen sind auf der gesamten Plattform zu spüren. Andere sitzen, liegen oder stehen. Es stellt sich eine entspannte, freundliche Atmosphäre ein, und das hat sicher auch damit zu tun, dass niemand auf der Fläche Schuhe trägt. Die sind verboten und müssen am Eingang ausgezogen werden.

„Das ist ja wie auf’m Schiff“, murmelt ein grauhaariger Herr der Dame an seinem Arm zu, die langsam und vorsichtig bei jedem Schritt den Fuß von der Ferse zur Sohle abrollt. Zwischen über den Boden verteilten Grüppchen, die sich zu Fotos arrangieren, spielen zwei kleine Mädchen unbeeindruckt Fangen. Unterdessen tuscheln ihre Eltern miteinander während sie ihr eigenes, verschwommenes Spiegelbild mit weit geöffneten, glitzernden Augen betrachten. Fünf vor, fünf zurück geht unterdessen die Schulklasse und bringt die Ebene so heftig zum Schwingen.

Ausdrücklich für Besucher aller Art und jeden Alters hat Gormley sein Projekt gestaltet. Entsprechend aus dem Weg geräumt wurden etwaige finanziellen Hürden für den Besuch: Der Eintritt zu diesem wunderbaren Ort ist frei. 

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