Machtkampf im Jemen: Rebellen stürmen Regierungssitz

Der Republikpalast in der Hauptstadt Sanaa würde von Huthi-Rebellen gestürmt. Die schiitische Minderheit will mehr Mitspracherechte erzwingen.

Bewaffnete Huthi-Rebellen halten Wache auf den Straßen rund um den Republikpalast in Sanaa. Bild: ap

SANAA dpa/afp | Schiitische Huthi-Rebellen haben den Präsidentenpalast in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa gestürmt. Einen Tag nach der zwischen den Rebellen und der Armee vereinbarten Waffenruhe übernahmen die Aufständischen die Kontrolle über den Amtssitz von Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi. Augenzeugen hatten zuvor von heftigen Gefechten im Inneren des Anlage berichtet.

Die Huthi plünderten die dortigen Waffenlager, sagte ein hochrangiger Militärvertreter. Hadi hatte nur wenige Stunden zuvor zu einer Einigung im Land aufgerufen: „Wir stehen vor einem Scheideweg, sein oder nicht sein.“ Über sein Schicksal wurde zunächst nichts bekannt.

In dem arabischen Land war es zu neuer Gewalt gekommen, nachdem sich Huthis am Montag heftige Gefechte mit der Armee rund um den Palast geliefert hatten. Die Aufständischen erhöhen vor der Ausarbeitung einer neuen Verfassung den Druck auf die sunnitisch dominierte Regierung. Die schiitische Minderheit will mehr Mitspracherechte erzwingen.

Die Huthi-Bewegung begann als kleine religiöse Gruppe namens „Die glaubende Jugend.“ Sie tritt für die Wiederbelebung des Zaidismus ein, einer schiitischen Glaubensrichtung, der rund 30 Prozent der Jemeniten angehören und die überwiegend im Norden des Landes zu finden ist.

Als die US-Invasion im Irak 2003 zu einem Aufwallen anti-amerikanischer Ressentiments in der Region führte, nutzte Hussein al-Huthi dies geschickt aus. Er setzte sich an die Spitze einer bewaffneten Revolte gegen den von Washington gestützten damaligen Langzeit-Staatschef Ali Abdullah Salih.

Regierungstruppen töteten al-Huthi im Jahr 2004 zwar, doch dessen Anhänger setzten ihren blutigen Aufstand im Norden Jemens fort, bis es 2010 zu einem Waffenstillstand kam. Inzwischen haben die Huthis jedoch auch den breiten Rückhalt enttäuschter Stammesangehöriger, die unter Salihs Militäroffensiven zu leiden hatten. (ap)

Am Wochenende hatten die Huthis den Büroleiter des Staatspräsidenten entführt, am Montag lieferten sie sich stundenlange Gefechte mit dem Militär vor dem Präsidentenpalast. Nach einem vereinbarten Waffenstillstand zogen die Huthis ihre Kräfte dann vor dem zentraler gelegenen Republikpalast zusammen. Für Dienstag waren Verhandlungen beider Seiten angesetzt. Präsident Hadi wollte sich nach Angaben aus Regierungskreisen mit Huthi- wie Regierungsvertretern treffen.

Wegen der Kämpfe in Sanaa haben mehrere Länder ihre Botschaften in Jemens Hauptstadt geschlossen. Die französische Botschaft blieb am Dienstag bis auf weiteres dicht, wie aus westlichen Diplomatenkreisen verlautete. Die Vertretungen der Niederlande und Großbritanniens hatten am Montag vorsorglich ihre Pforten geschlossen.

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