Mamdani und die Berliner Linkspartei: Die Aufbruchstimmung nutzen
Die Probleme von New York und Berlin sind ähnlich und auch einige Lösungsansätze. Doch die Ausgangsbedingungen sind für Eralp andere als für Mamdani.
D ie Freude bei der Linkspartei über den Sieg von Zohran Mamdani ist groß. Gleich am Mittwochmorgen ging bei Instagram ein Video online, in dem die Spitzenkandidatin für die Berlin-Wahl nächstes Jahr, Elif Eralp, zusammen mit der Landesvorsitzenden Kerstin Wolter und Linken-Chefin Ines Schwerdtner, Mamdani auf Englisch gratulieren. „Du zeigst, dass eine sozialistische Vision gewinnen kann“, jubelte Eralp in die Kamera.
Die Frage liegt auf der Hand: Wenn ein junger Linker mit Migrationshintergrund Bürgermeister der wichtigsten Stadt der USA werden kann, sollte das in Berlin nicht ebenso möglich sein? Schließlich sind die Linken dort traditionell ohnehin recht stark. Die Probleme beider Städte ähneln sich auf jeden Fall: Beide Metropolen kämpfen mit horrenden Mieten. Armut und soziale Ausgrenzung sind groß, der öffentliche Personennahverkehr ist schrottig.
Zwar kann Berlin nicht, wie Mamdani in New York, einfach einen Mietendeckel beschließen. Doch unterhalb dessen gibt es viele Möglichkeiten. Die Umsetzung des Volksentscheids Deutsche Wohnen & Co enteignen ist nur eine davon. Zu erklären, was realistischerweise noch geht, wird ein zentrales Thema im kommenden Wahlkampf der Berliner Linken sein.
Sogar ihre Kampagne gleicht der von Mamdani auf Instagram fast bis aufs i-Tüpfelchen, sowohl thematisch als auch in der Form. Die Botschaft ist klar: Man hat das Ohr bei denen, die die Stadt mit ihrer Arbeit am Laufen halten – und trotzdem von ihren Vorzügen und Reichtümern ausgeschlossen sind. Und ebenso wie Mamdani könnte auch Eralp mit ihrem Migrationshintergrund punkten und Menschen an die Urne locken, die sich bisher politisch nirgends vertreten sahen.
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Dass Eralp die Mamdani von Berlin wird, ist allerdings nicht allzu wahrscheinlich. Denn sie braucht, anders als er, Koalitionspartner. Und ob sich SPD und Grüne auf das Wagnis einlassen, wirklich ein paar Dinge zu ändern, ist bisher nicht erkennbar. Vielleicht aber inspiriert der New Yorker ja doch auch dort noch zu mehr Mut und Aufbruchstimmung.
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