Marokko vertreibt Fischer: Die Flotte bleibt im Hafen

Wegen der Aufhebung eines Fangabkommens untersagt Marokko den Europäern in seinen Hoheitsgewässern zu fischen. Eigentlich geht es aber um die Westsahara.

Protest in Madrid gegen die Truppenpräsenz Marokkos in der Region Westsahara. Bild: dpa

MADRID dapd/afp/taz | Aus Protest gegen die Aufhebung eines Fischereiabkommens hat Marokko alle Fangflotten der EU aus seinen Hoheitsgewässern verbannt. Die Maßnahme trete um Mitternacht in Kraft, teilte das Außenministerium in Rabat am Mittwochabend mit.

Seitens der europäischen Fangflotte werde "keinerlei Fischereiaktivität" mehr geduldet. Die Entscheidung des Europaparlaments sei eine "bedauerliche Entwicklung". Das Parlament hatte am Mittwoch dafür gestimmt, den Vertrag mit dem nordafrikanischen Land nicht zu verlängern, weil er zu teuer sei, eine Überfischung verursache und zudem die Rechte der Bewohner der Region Westsahara nicht ausreichend berücksichtige.

Damit wird das Abkommen, das im Februar 2012 ausläuft, gegen den Willen der EU-Kommission nicht verlängert. Es ist ein harter Schlag für die Regierung in Rabat und ein Sieg für die Frente Polisario, die für die Unabhängigkeit der durch Marokko besetzten ehemaligen spanischen Kolonie Westsahara kämpft.

Die wichtigsten Fanggründe liegen vor der Küste der Westsahara, gegenüber den Kanarischen Inseln. Brüssel zahlte jährlich für 119 Fanglizenzen - 100 davon gehen an spanische Schiffe - 36,1 Millionen Euro an Marokko. Die Westsahara ist seit 1975 von Marokko besetzt.

Eine international anerkannte Entkolonialisierung, bei der die Bevölkerung in einem Referendum über ihre Zukunft entscheiden muss, gab es nie. Deshalb ist nach internationalem Recht eigentlich immer noch Spanien für den Landstrich zuständig.

Mehrere Solidaritätsgruppen aus dem Umfeld der Polisario hatten monatelang in Brüssel Lobbyarbeit in diesem Sinne betrieben. "Das ist eine klare Botschaft an Marokko, die Politik der Besatzung, Annektierung und Repression zu beenden", lobte der Botschafter der Polisario in Brüssel, Mohamed Sidati, den Beschluss des Europaparlaments.

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