Maxim-Gorki-Chef: Stress zur letzten Spielzeit

Armin Petras gelang als Intendant am Berliner Maxim Gorki, sein Team zu begeistern. Nun könnte ein Rechtsstreit seinen Abschied überschatten.

In der Emotionalität im Blick auf Geschichte und Gegenwart liegt seine Stärke: Armin Petras. Bild: ap

Die eigene Inszenierung in der Premiere anschauen? Nein, das kann Armin Petras nicht, dafür ist er viel zu aufgeregt. Erst zum Schlussapplaus kommt er auf die Bühne, mit den Schauspielern. Die Emotionen, die ihn nach der Premiere von „Demenz, Depression und Revolution“, einem Stück seines Autoren-Alter-Ego Fritz Kater, am vergangenen Samstag so sichtbar durchliefen, waren aber mehr als das übliche Premierenfieber.

Das ganze Klima am Maxim Gorki Theater ist in diesen Tagen ungewöhnlich aufgeladen. Abschiedsschmerz. Denn man weiß, man ist nicht mehr lange zusammen. Petras, Jahrgang 1969, geht als Intendant vom kleinen Berliner Haus an das große Stuttgarter Theater.

Dass ein Intendant von Künstlern und dem weiteren Personal ob seiner Umgänglichkeit und Offenheit geschätzt wird, hört man nicht oft. Bei Armin Petras ist das der Fall. Das strahlte das Gorki-Theater auch aus, seitdem er das Haus 2006 als Intendant übernommen hatte. Hier gelang einem, sein Team für seine Themen zu begeistern. Die Lust, mit der das Gorki-Theater sich in die deutsche Geschichte vertiefte oder Romane über die Femmes fatales der Weltliteratur dramatisierte, war spürbar. Deshalb bedauert seinen Weggang die ganze Berliner Theatergemeinde.

Schon bevor er ans Gorki kam, schrieb Petras als Fritz Kater Stücke, die sich mit der Nachwendezeit und den gefühlten Verlierern der Geschichte auseinandersetzten. In der Emotionalität im Blick auf Geschichte und Gegenwart liegt seine Stärke. Das macht auch das Kater-Stück „Demenz, Depression und Revolution“ aus, das im mittleren Teil von einem deutschen Torwart erzählt, der unter schweren Depressionen leidet. Weil der Gedanke an den einstigen Nationaltorwart Robert Enke naheliegt, steht dem Theater ins Haus, überprüfen zu müssen, ob damit Persönlichkeitsrechte der Witwe von Robert Enke verletzt wurden. Bis zu einer Klärung verzichtet das Theater auf die Aufführung.

Es wäre sehr schade, sollte am Ende ein Rechtsstreit die letzte Spielzeit von Petras am Gorki-Theater überschatten. Skandale anzuzetteln gehört nicht zu seiner Strategie – als Künstler nicht und nicht als Intendant.

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