Medien-Psychologin über Ballerspiel-Verbot: "Eine Gleichung mit sehr vielen Variablen"

Gewalthaltige Computerspiele verbieten? Nicht sinnvoll, sagt die Hamburger Medien-Psychologin Sabine Trepte.

taz: Frau Trepte, dass nach einem Amoklauf die Diskussion um Computerspiele auflebt…

Sabine Trepte: … ist verständlich: Man sucht nach den Ursachen. Da ist nachzuvollziehen, dass die Rolle der Medien in den Blick gerät.

Wäre ein Verbot gewalthaltiger Spiele also sinnvoll?

Nein: Die Vorstellung, man könnte dadurch das Risiko eines Amoklaufes entscheidend minimieren - das ist aus meiner Sicht zu einfach gedacht. Das sind keine Gewalt auslösenden Spiele.

Viele Medien transportieren aber gerne die entsprechende Forderung, während nie jemand zum Verbot gewalthaltiger Zeitungen aufruft. Wieso?

Das hat unterschiedliche Gründe. Zum einen sind Computerspiele noch relativ neu. Die meisten derjenigen, die darüber schreiben, haben noch nie eins gespielt. Zum anderen sind diese Spiele durchaus verhaltenswirksamer, weil ich als Spielerin etwas tue, und dafür symbolisch belohnt werde. Das löst psychisch etwas anderes aus, als wenn ich einen Film anschaue. Dazu gibt es auch Studien…

Den Stand der Forschung fassen Michael Kunczik und Astrid Zipfel so zusammen, "dass manche Formen von Mediengewalt für manche Individuen unter manchen Bedingungen negative Folgen nach sich ziehen können" - so wie jede menschliche Tätigkeit.

Genau. Deshalb würde ich auch für ein Risikofaktorenmodell plädieren, das auch die Nutzung von nicht altersgemäßen Computerspielen berücksichtigt - die ist auch ein Risikofaktor. Aber neben anderen, wie etwa die Gewalt im Elternhaus, die schulische Situation, die Pesönlichkeit des Täters bis hin zur Tagesform. Man muss sich das vorstellen wie eine Gleichung mit sehr, sehr vielen Variablen: Je mehr Unbekannte ich auflöse, desto wirksamer lässt sich das Risiko einschränken.

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