Medikament gegen Covid-19: USA sichern sich Remdesivir-Bestand

Die US-Regierung hat fast die komplette Produktionskapazität bis September aufgekauft. Das Medikament kann die Genesungszeit verkürzen.

Mann in Schutzkleidung hält Medikamentenpackung in die Kamera.

Begehrtes Mittel: Auch die Europäische Arzneimittelagentur hat den Einsatz von Remdesivir zugelassen Foto: Amr Abdallah Dalsh/Reuters

BERLIN taz/dpa | Die USA haben fast den gesamten Bestand des Medikaments Remdesivir des Herstellers Gilead aufgekauft, das bei Covid-PatientInnen eingesetzt wird. Laut dem britischen „Guardian“. sind ExpertInnen wegen dieser Entwicklung beunruhigt, auch in Hinblick auf den weltweiten Zugang zu einer möglichen Corona-Impfung in der Zukunft.

Die Vereinigten Staaten haben sich laut einer Mitteilung der Trump-Regierung bereits die komplette Produktion des Unternehmens für den Monat Juli sowie 90 Prozent der Produktion im August und September gesichert. „Präsident Trump hat ein fantastisches Geschäft abgeschlossen, um sicherzustellen, dass AmerikanerInnen Zugang zum ersten zugelassenen Therapeutikum für Covid-19 haben“, lässt sich US-Gesundheitsminister Alex Azar darin zitieren.

Remdesivir wurde ursprünglich zur Behandlung von Ebola entwickelt, zeigte aber eine zu geringe Wirkung. Eine internationale Studie mit über 1.000 TeilnehmerInnen hatte Ende April gezeigt, dass Remdesivir bei Covid-19-PatientInnen die Zeit bis zu einer Genesung im Schnitt um vier Tage verkürzen kann – von 15 auf 11 Tage. Die Sterblichkeit ging in der Untersuchung geringfügig zurück, was statistisch jedoch nicht signifikant war.

Erst vor wenigen Tagen hatte die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA eine Zulassung für das Mittel mit dem Handelsnamen Veklury unter Auflagen auch in Europa empfohlen. Die USA hatten bereits Anfang Mai eine Ausnahmegenehmigung für den begrenzten Einsatz des Wirkstoffes in Krankenhäusern erteilt. Auch in Deutschland war das Mittel bislang schon innerhalb eines Arzneimittel-Härtefallprogrammes zugänglich und wird in klinischen Studien getestet. Es ist bislang in keinem Land der Welt uneingeschränkt als Medikament zugelassen.

Bis zu 100.000 Neuinfektionen in USA möglich

Angesichts der rapiden Zunahme der Coronavirus-Neuinfektionen im Süden der USA hatte einer der führenden GesundheitsexpertInnen des Landes am Dienstag vor einer Zuspitzung der Pandemie gewarnt. Falls der Anstieg in den betroffenen Bundesstaaten nicht unter Kontrolle gebracht werden könne, seien landesweit bald bis zu 100.000 Neuinfektionen pro Tag vorstellbar, sagte der Immunologe Anthony Fauci bei einer Anhörung im Senat.

In den USA liegt die Zahl der Neuinfektionen derzeit bei rund 40.000 pro Tag – mehr als an den meisten Tagen der Hochphase der Pandemie im April. Mittlerweile wird zwar auch mehr getestet, allerdings verzeichnen viele Städte mehr Einlieferungen in Krankenhäuser. Insgesamt wurden fast 2,6 Millionen Infektionen und 126.000 Todesfälle erfasst. Mehrere US-Bundesstaaten traten wegen der Entwicklung bei den Lockerungen der Maßnahmen zur Eindämmung des Virus auf die Bremse.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Die Coronapandemie geht um die Welt. Welche Regionen sind besonders betroffen? Wie ist die Lage in den Kliniken? Den Überblick mit Zahlen und Grafiken finden Sie hier.

▶ Alle Grafiken

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.