Medizinische Versorgung in Simbabwe: Der Kranke kommt im Eselskarren

Im Missionshospital Musiso versorgt ein Arzt 200 Patienten am Tag. Die Ausbreitung von Aids, Geldmangel und die Abwanderung von Pflegepersonal sind die größten Herausforderungen.

HIV-Test in einer simbabwischen Klinik. Bild: dapd

MUSISO taz | Die flachen, weißen Häuserblocks des Musiso-Missionshospitals liegen in dichtem Buschland, im Distrikt Zaka der simbabwischen Provinz Mashvingo. An den Wänden hängen Jesusbilder und Porträts vom Papst. Frauen in bunten Trachten sitzen vor dem Eingang unter einem Baum im Schatten. Ein Karren aus knorrigem Holz rollt auf zwei Rädern heran, gezogen von vier Eseln.

Eine ältere Frau hält die Zügel. Jemand holt eine Bahre und fast in Zeitlupe wird ein Greis aus dem Karren auf die Liege gehoben und verschwindet in der kleinen Aufnahmestation.

Das Krankenhaus ist einfach und ärmlich, aber bietet mit 230 Betten Hilfe für eine Bevölkerung von 220.000 Menschen. Ihre Behandlung in dieser entlegenen ländlichen Gegend ist problematisch.

Denn Simbabwe leidet nicht nur unter mangelnder medizinischer Versorgung, sondern Pflegepersonal wandert in den besser bezahlten Privatsektor oder ins Ausland ab.

Fachleute gehen ins Ausland

Der sogenannte Braindrain, der Abzug von Fachpersonal, trägt zu den Engpässen im Hospital bei. Zudem fehlen Unterkünfte für ausgebildete Mitarbeiter. Ein einziger Arzt versorgt in Musiso 200 Patienten am Tag.

„Musiso braucht noch drei Jahre an Bauarbeiten“, sagt Christiane Fritz, Leiterin bei SolidarMed. Auf dem Gelände hat die Organisation – sie arbeitet bereits 30 Jahre in Partnerschaft mit dem Hospital – gerade mit Unterstützung der Schweizer Agentur für Entwicklung und Kooperation (SDC) neue Häuser für das Personal gebaut.

Für viele Schwestern und Pfleger ist das vielleicht eine Motivation, zu bleiben. Doch zugleich müssen vier neue Kliniken für Aidspatienten gebaut werden.

Infektionszahlen steigen

Die Zahlen von HIV-Infizierten steigen, sagt Fritz. Damit sie sich nicht gegenseitig mit Tuberkulose anstecken, bräuchte das Hospital mehr getrennte Behandlungsräume.

Missionsschwester Modesta Mutombuwa arbeitete bereits in den 80er Jahren in Musiso. „Damals gab es weniger HIV/Aids und Medizin war kostenlos, die Menschen holten sie und gingen nach Hause“, erinnert sie sich. „Heute wird viel über HIV und Aids informiert und immer mehr Menschen kommen zu uns, aber die Antiaidsmedizin kostet zwei Dollar für Kinder und vier Dollar für Erwachsene.“

Die Regierung schickt alle drei Monate ein Fahrzeug mit Medikamenten, sagt sie. Oft fahren die Schwestern auch mit Fahrrädern hinaus, um nach ihren Patienten zu sehen. Fünfzig qualifizierte Krankenschwestern arbeiten in Musiso. Insgesamt hat die Klinik 183 Mitarbeiter, die sich um die Landbevölkerung kümmern.

Leben retten

„Es ist nicht leicht“, sagt Schwester Modesta. Die kleine Frau mit den angegrauten Haaren spielt an ihrer Kette mit dem Jesuskreuz. „Ich bin nicht hier wegen Geld. Ich bin hier, um Leben zu retten.“

Sie stapft durch das hügelige Grasgelände hinter der Klinik zu dem alten, schwarzen Brennofen, wo medizinische Rückstände beseitigt werden. Er müsste dringend ersetzt werden. In einer offenen Grube daneben liegen medizinische Abfälle.

Die Arbeit der Schweizer Entwicklungshilfebehörde SDC in Musiso hat zum Ziel, den Zugang zum Gesundheitswesen zu verbessern und Alte und Kinder mehr einzubeziehen. Es werden auch Brunnen erschlossen und die Wasserversorgung wird ausgebaut.

Das kommt gut an beim Distriktverwalter. Er lobt, die Schweizer würden Hilfe von nachhaltigem Wert liefern. Auch Simbabwes Regierung würde gern mehr tun, versichert er. „Aber es ist eine Herausforderung, denn wir haben chronischen Geldmangel.“

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