Meereskonferenz der Vereinten Nationen: Gabun könnte Vorbild werden

Der afrikanische Staat will das größte marine Schutzgebiet des Kontinents einrichten. Was aus den Fischern werden soll, ist noch unklar.

Tote Fische hängen in einem Fischernetz, im Hintergrund sieht man Menschen

In Westafrika, so auch in Gabun, sind wegen Überfischung 37 Fischarten vom Aussterben bedroht Foto: dpa

BERLIN taz | Zur Eröffnung der Meereskonferenz der Vereinten Nationen in New York hat der gabunische Präsident Ali Bongo Ondimba eine der größten Meeresschutzzonen Afrikas ausgerufen. Es soll eine Fläche von 53.000 Quadratkilometer vor der Küste Gabuns umfassen und wäre damit mehr als fünfmal so groß wie das Schutzgebiet Wattenmeer in Deutschland.

Die Idee ist Bongo Ondimba gekommen, nachdem er im Jahr 2013 die Dokumentation „Wild Gabon“ gesehen hatte, schreibt die Umweltorganisation Wildlife Conservation Society. Die Bilder der verborgenen biologischen Schätze und die Gefahren illegaler Fischerei hätten Bongo Ondimba zum Handeln animiert.

Der Präsident platzierte seine Ankündigung auf der ersten UN-Konferenz, die sich ausschließlich mit der Bewahrung und dem Schutz der Meere auseinandersetzt. Neben dem Anstieg des Meeresspiegels diskutieren die 193 UN-Staaten bis Freitag in New York die Gefahren der Überfischung und die Vermüllung der Ozeane mit Plastik. Ziel sind freiwillige Zusagen der Staaten zum Meeres- und Küstenschutz; bis 2020 sollen so mindestens zehn Prozent der weltweiten Küsten- und Meeresgebiete geschützt werden.

Bongo Ondimbas Ankündigung ist ambitioniert. Wird das Meeresschutzprojekt „Gabon Blue“ vollständig umgesetzt, könnten über 26 Prozent des Küstenmeeres und der Ausschließlichen Wirtschaftszone des Landes geschützt sein. Ob damit auch ein vollständiges Fischereiverbot gilt, ist noch unklar. Gabon Blue könnte Vorbild für weitere Staaten werden.

Weltweit nur circa drei Prozent der Meere geschützt

„Es gibt Bewegung“, sagt die grüne Bundestagsabgeordnete Steffi Lemke, die an der Konferenz in New York teilnimmt. Das Projekt sei ein positives Signal mit hoher Symbolkraft. „Im nächsten Schritt muss man allerdings ins Detail blicken und sehen, wie Gabun seine Ankündigung umsetzt. Meeresschutz ist nicht gleich Meeresschutz, da gibt es Abstufungen“, sagt Lemke.

Sebastian Ferse vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung ist skeptisch: „26 Prozent ist durchaus eine Hausnummer, wenn man bedenkt, dass weltweit erst drei Prozent der Meere effektiv geschützt werden.“ Die Frage sei, ob einem afrikanischen Land genug Mittel zur Verfügung stünden, um solche Großprojekte umzusetzen. „Wenn die Fischer plötzlich nicht mehr fischen dürfen – kann man ihnen Alternativen anbieten?“, fragt Ferse.

Zwar gehört Gabun zu den reichsten und rohstoffreichsten Ländern Afrikas. Rund 80 Prozent der Bevölkerung leben allerdings unterhalb der Armutsgrenze, die Familie des Präsidenten herrscht seit 50 Jahren. Die Fischerei deckt vor allem den Eigenbedarf der Küstenbewohner.

„Durch ein Meeresschutzgebiet an den Küsten können sich die Fischbestände in einigen Regionen wieder erholen“, sagt Lemke. „Das löst aber nur ein Teilproblem. Die größten Ozeanschäden entstehen durch den Klimawandel“, ergänzt sie. Der Anstieg des CO2-Gehaltes im Wasser führe zu einem veränderten pH-Wert und damit zu einer Versauerung der Ozeane. „Dagegen können Meeresschutzgebiete nur wenig ausrichten“, sagt Lemke.

Weltweit sind nur 3,5 Prozent der Ozeane geschützt. In weniger als der Hälfte davon herrscht ein komplettes Fischereiverbot. Damit sich die maritime Vielfalt vom menschlichen Raubbau erholen kann, fordern Umweltorganisationen schon seit Jahren, die internationale Gemeinschaft müsse 20 bis 50 Prozent der Ozeane schützen.

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