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Mehr Unabhängigkeit von China und USAPeru und Indonesien schließen Handelspakt

Auch kleinere Staaten vereinbaren nun bilaterale Abkommen. Sie wollen unabhängiger von den Machtspielen in Washington und Peking werden.

Der indonesische Koordinationsminister für wirtschaftliche Angelegenheiten Airlangga Hartarto bei einer Pressekonferenz im Juli Foto: Tatan Syuflana/AP/dpa

Berlin taz | Auch der Globale Süden will unabhängiger von China und den USA werden: Indonesien und Peru haben am Montag ein Abkommen unterzeichnet, das den Handel ankurbeln und die Zusammenarbeit in Bereichen wie Verteidigung, Ernährungssicherheit, Energie und Fischerei stärken soll.

Das Abkommen entspricht einem Trend im Welthandel. Weil große Akteure wie die USA und China immer aggressiver auftreten, versuchen kleinere Staaten, aber auch die EU, bilaterale Abkommen zu schließen, um Abhängigkeiten zu reduzieren. In der vergangenen Woche hatte US-Präsident Donald Trump höhere Importzölle gegen Dutzende Länder verhängt, darunter auch Indonesien. Nun gilt für Einfuhren aus dem Inselstaat in die USA ein Zollsatz von 19 Prozent, Peru ist weiter von einem bereits im April verhängten Basiszoll von 10 Prozent betroffen.

Die Südamerikaner wollen sich als Drehscheibe für asiatische Güter profilieren. Im vergangenen Herbst war ein von China mit 3,5 Milliarden US-Dollar finanzierter Tiefwasserhafen im peruanischen Chancay eröffnet worden. Das aktuelle Abkommen sei ein „Signal dafür, dass auch solche Länder ihre Außenhandelsstrukturen diversifizieren wollen“, betont Axel Berger, Handelsexperte am Bonner German Institute of Development and Sustainability (Idos).

Länder des Globalen Südens schlössen bereits seit Jahren Handelsabkommen untereinander ab, so Berger. Diese deckten allerdings meist nicht so viele Bereiche ab wie Abkommen zwischen entwickelteren Staaten. Die Weltbank listet weltweit 350 Handelsabkommen mit unterschiedlicher Tiefe auf, die sich nicht nur auf Zölle, sondern beispielsweise auch auf Umwelt- und Arbeitsstandards oder Eigentumsrechte beziehen. Peru hat Abkommen mit 38 Ländern, Indonesien mit 19. Die Latinos sind bereits Mitglied beim großen transpazifischen Abkommen CPTPP, bei dem Jakarta erst noch mitmachen will.

Handel wuchs bereits um 15 Prozent jährlich

Bislang sind Indonesien und Peru eher kleine Handelspartner. Der gegenseitige Warenaustausch erreichte im vergangenen Jahr eine Höhe von 479 Millionen US-Dollar. Peru exportierte vor allem Motorräder, Autos, Schuhe und Palmöl nach Indonesien. Indonesien führte hauptsächlich Kautschuk, Holzprodukte, Papier, Bekleidung und Motorradersatzteile nach Peru aus.

Das Abkommen werde „peruanische Produkte wie Kakao, Zucker und Reis von Einfuhrzöllen in Indonesien befreien“, erklärte Indonesiens Vizehandelsministerin Dyah Roro Esti. Der Handel zwischen den beiden Regionalmächten sei seit 2021 bereits um durchschnittlich 15 Prozent pro Jahr gewachsen.

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