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Merkwürdige Uefa-Aktion mit KindernKeineswegs völlig losgelöst

Andreas Rüttenauer
Kommentar von Andreas Rüttenauer

Die UEFA fällt mit einer arg menschelnden Aktion auf, die Fußball als heile Welt zeigen will. Doch ihn ihm spiegelt sich harte Weltpolitik wider.

UNklar was genau diese eindeutige Nachricht sagen soll oder wem sie gilt Foto: Denes Erdos/AP Photo

S piele mit dem Präfix „Super“ sind sportlich meistens nicht von besonderer Bedeutung. Das Spiel zwischen dem Meister und dem Pokalsieger um den deutschen Supercup am Freitag wird ebenso schnell vergessen sein wie das Spiel um den europäischen Supercup zwischen Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain und Europa-League-Champion Tottenham Hotspur, das am Mittwoch in Udine stattgefunden hat.

Vielleicht hat sich die veranstaltende UEFA deshalb überlegt, mit einer Botschaft für Frieden und Menschlichkeit dem Abend zumindest ein wenig außersportliche Bedeutung zu verleihen. Vor dem Anpfiff lag jedenfalls ein riesiges Banner auf dem Rasen mit der Aufschrift: „Stop killing children! Stop killing Civilians!“

Es wurde von neun Kindern auf den Platz getragen, die als Flüchtlinge in Italien leben und aus verschiedenen Kriegsregionen stammen. Zur Siegerehrung wurden dann noch zwei Kinder aus Gaza an die Seite von UEFA-Präsident Aleksander Čeferin gestellt. Ein schwerkrankes Mädchen, das in Italien medizinisch betreut wird, und ein Junge, der bei einem Luftangriff der israelischen Armee verletzt wurde, bei dem seine Eltern ums Leben gekommen sind. Es hat gewaltig gemenschelt in Udine.

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Die Botschaft, die da transportiert werden sollte, war klar: Da draußen gibt es eine finstere Welt mit Krieg und Ungerechtigkeiten, hier im Stadion aber gibt es die heile Welt des Fußballs, die nichts als Gutes bewirkt auf dem Planeten.

Wer nur kurz an all die Schmusereien der großen Verbände mit Tyrannen und Diktatoren denkt, die den Sport für ihre Propagandazwecke zu nutzen verstehen, kann da nur müde lächeln. Der Fußball existiert nicht völlig losgelöst von den politischen Ereignissen der Welt. Auch in seinen Arenen spiegeln sich die großen Konflikte wider. Und so ist es kein Wunder, dass die einen in diesem Abend ein Zeichen der UEFA gegen die Kriegsführung Israels sehen und die anderen sich fragen, warum die UEFA nach dem mörderischen Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 keine Gedenkzereminien in den Stadien hat durchführen lassen.

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Andreas Rüttenauer
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7 Kommentare

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  • Die Aktion hat einen fahlen Beigeschmack, wenn man bedenkt, dass die Scheichs in der VAE aktiv den Krieg im Sudan mit bisher 150.000 Toten und 12 Millionen Binnengeflüchteten befeuert und gleichzeitig ein Verein (PSG) im Supercup antritt, der genau diesen Scheichs gehört

  • PS: Der vermutliche Kontext fehlte bei Rüttenauer: die Gewalt durch israelische Soldaten in Gaza erwischte einmal nicht nur "Normalos", sondern einen relativ bekannten Fußballer am Ort.



    Beim Tode von Fußballern geschehen manchmal Aktionen.

  • Fußball bekommt gerade eins drauf, wenn es sich politisch äußert und wenn es das nicht tut.



    Gleichwohl null Sympathie für das organisierte Geldschieben an den Spitzen.

    Ja, wenn man Israels völkerrechtswidrige Besatzung zurecht kritisiert, sollte man Marokko und Westsahara ebenso im Hinterkopf haben,



    Wer Israels brutales Vorgehen einschließlich Bomben auf Zivilisten, Aushungern, Hinundhertreiben, Schießen auf Essenssuchende zurecht kritisiert, sollte den russischen Angriff auf die Ukraine nicht vergessen.



    Wer Israels Diskriminierung von Nichtjudens selbst mit israelischem Pass bei Armee und im Alltag skeptisch gegenübersteht, sollte sich auch an die Uiguren und Tibeters im Reich der KPCh erinnern.

    Ach ja, und wer sich als Sportverband politisch äußert, sollte das, wenn, auch treffend tun.



    Sanktionen gegen Netanyahus Israel gerade sollten ansonsten wohl mit Militärgütern, Lieferungen an Besatzerkolonisten beginnen, nicht mit Kultur, Bildung und Sport.

  • Auf den Elefanten im Raum geht dieser Artikel leider nicht ein. Wieso hat die UEFA russische Vereine und die Nationalmannschaft nach der illegalen Invasion gesperrt? Aber Israel darf trotz illegaler Besatzung, Annexionen, Apartheid im WJL, illegaler Angriffskriege auf Syrien und Iran und Genozids in Gaza weiter unbehelligt an allen Wettbewerben teilnehmen?



    Welches Verbrechen müsste Israel noch begehen um gesperrt zu werden?

    • @Timothee Güsten:

      Israel müsste nicht mehr tun, die Palästinenser hätten weniger tun müssen.

      • @rero:

        Die Hamas ist die Terrororganisation, nicht die Palästinensischen Menschen insgesamt!

  • Wer glaubt, dass der Fußballs auf dem Planeten nichts Gutes bewirken kann, der hat noch nie mit gegnerischen Fans in einem gemischten Block gefeiert.