Merkwürdige Uefa-Aktion mit Kindern: Keineswegs völlig losgelöst
Die UEFA fällt mit einer arg menschelnden Aktion auf, die Fußball als heile Welt zeigen will. Doch ihn ihm spiegelt sich harte Weltpolitik wider.
S piele mit dem Präfix „Super“ sind sportlich meistens nicht von besonderer Bedeutung. Das Spiel zwischen dem Meister und dem Pokalsieger um den deutschen Supercup am Freitag wird ebenso schnell vergessen sein wie das Spiel um den europäischen Supercup zwischen Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain und Europa-League-Champion Tottenham Hotspur, das am Mittwoch in Udine stattgefunden hat.
Vielleicht hat sich die veranstaltende UEFA deshalb überlegt, mit einer Botschaft für Frieden und Menschlichkeit dem Abend zumindest ein wenig außersportliche Bedeutung zu verleihen. Vor dem Anpfiff lag jedenfalls ein riesiges Banner auf dem Rasen mit der Aufschrift: „Stop killing children! Stop killing Civilians!“
Es wurde von neun Kindern auf den Platz getragen, die als Flüchtlinge in Italien leben und aus verschiedenen Kriegsregionen stammen. Zur Siegerehrung wurden dann noch zwei Kinder aus Gaza an die Seite von UEFA-Präsident Aleksander Čeferin gestellt. Ein schwerkrankes Mädchen, das in Italien medizinisch betreut wird, und ein Junge, der bei einem Luftangriff der israelischen Armee verletzt wurde, bei dem seine Eltern ums Leben gekommen sind. Es hat gewaltig gemenschelt in Udine.

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Die Botschaft, die da transportiert werden sollte, war klar: Da draußen gibt es eine finstere Welt mit Krieg und Ungerechtigkeiten, hier im Stadion aber gibt es die heile Welt des Fußballs, die nichts als Gutes bewirkt auf dem Planeten.
Wer nur kurz an all die Schmusereien der großen Verbände mit Tyrannen und Diktatoren denkt, die den Sport für ihre Propagandazwecke zu nutzen verstehen, kann da nur müde lächeln. Der Fußball existiert nicht völlig losgelöst von den politischen Ereignissen der Welt. Auch in seinen Arenen spiegeln sich die großen Konflikte wider. Und so ist es kein Wunder, dass die einen in diesem Abend ein Zeichen der UEFA gegen die Kriegsführung Israels sehen und die anderen sich fragen, warum die UEFA nach dem mörderischen Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 keine Gedenkzereminien in den Stadien hat durchführen lassen.
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