Methanemissionen in der Landwirtschaft: Weniger Wiederkäuer bitte

Die Viehzucht verursacht über die Hälfte der Methanemissionen in der EU. Die Deutsche Umwelthilfe fordert daher, weniger Rinder und Schafe zu halten.

Viele Rinder von hinten gesehen.

Weniger Rinder bedeuten weniger Rinderfürze Foto: imago

BERLIN taz | Kommt die Ernährungswende bald so richtig ins Rollen? Nachdem vergangene Woche das Umweltbundesamt bereits für Mehrwertsteuersenkungen für pflanzliche Grundnahrungsmittel plädiert hat, stellt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) nun eine deutlich offensivere Forderung: Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) solle noch in diesem Jahr einen Plan vorlegen, um die Methanemissionen in der Landwirtschaft signifikant zu reduzieren. Dazu müssten in Zukunft vor allem deutlich weniger Tiere gehalten werden.

Grundlage der Forderung ist eine Studie der Changing Markets Foundation. Diese kommt zu dem Ergebnis, dass die aktuellen Regelungen in der Europäischen Union nicht ausreichen, um den Methanausstoß in der EU bis 2030 in einem den Pariser Klimazielen genügenden Maße zu senken. „Wie in Deutschland fehlt es auch auf europäischer Ebene bisher an konkreten Methanminderungszielen für die Landwirtschaft“, kritisierte Dorothee Saar, Leiterin für Verkehr und Luftreinhaltung bei der DUH.

Die Au­to­r:in­nen berufen sich auf Berechnungen des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), nach denen die globalen Methanemissionen bis 2030 um 45 Prozent reduziert werden müssen, um die Erwärmung der Erde auf unter 1,5 Grad zu begrenzen. Die aktuell geltenden Gesetze reichten dagegen lediglich für eine Reduktion des in der EU freigesetzten Methans um 13,4 Prozent.

Methan ist einer der Hauptbestandteile von Erdgas und um ein Vielfaches klimawirksamer als sein Vebrennungsprodukt Kohlenstoffdioxid. Es entsteht unter anderem im Verdauungsprozess von Wiederkäuern wie Rindern, Schafen oder Ziegen, gelangt aber beispielsweise auch durch Gaslecks und beim Kohlebergbau in die Atmosphäre. Weitere Quellen sind Mülldeponien und die Verbrennung von Biomasse.

Überproportional hohe Emissionen in der EU

Derzeit emittiere die EU 15,2 Megatonnen Methan jährlich, zehn Prozent ihrer klimawirksamen Emissionen insgesamt. Die Menge entspreche außerdem fünf Prozent des globalen Ausstoßes des Gases. Über die Hälfte der Emissionen stammen dabei aus der Landwirtschaft.

Die notwendige Reduktion des Methanausstoßes sei demnach nur durch eine deutliche Verringerung der Zahl der gehaltenen Nutztiere möglich. Eine Umstellung auf eine stärker pflanzenbasierte Ernährung wäre daher nicht nur gesünder, sondern könnte auch den Methanausstoß in der EU um bis zu 19 Prozent reduzieren. Dazu bedürfe es jedoch Regelungen, die entsprechende Anreize für Pro­du­zen­t:in­nen und Kon­su­men­t:in­nen setzten.

Die DUH fordert etwa Vorgaben für die Zusammensetzung von Futter und die verstärkte Verwertung von Gülle in Biogasanlagen. Derartige technische Vorgaben könnten die Methanemissionen aber nur um etwa 20 Prozent reduzieren, eigentlich müsse der Verbrauch tierischer Lebensmittel insgesamt stark vermindert werden.

Die Intensivhaltung von Tieren solle daher reduziert, Weidehaltung verstärkt und die Zahl der zu haltenden Tiere an die verfügbare Fläche gekoppelt werden. Auf Weiden würden die Ausscheidungen der Tiere im Pflanzenwerk natürlich abgebaut, das verringere den Methanausstoß und die Ammoniakbelastung. Durch den geringeren Futterbedarf werde außerdem anderswo Ackerland frei. Aktuell werden 60 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in Deutschland für den Anbau von Tierfutter genutzt.

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