Microsofts Online-Netzwerk So.cl: Auf der Suche nach einem Konzept

Microsoft hat sein Online-Netzwerk So.cl für die Allgemeinheit geöffnet. Doch warum braucht die Welt noch so eine Plattform?

Nicht ganz neue Funktion: Bilder teilen. Bild: Screenshot: So.cl

Man kann schlecht behaupten, dass die Welt darauf gewartet hätte. Aber nun bringt Microsoft mit So.cl (sprich: Ssoschl) ein eigenes Social Network an den Start. Und es funktioniert nicht nur eigenständig, sondern lässt sich auch mit Facebook verknüpfen. Eine erfolgversprechende Strategie, um es mit Facebook, Twitter und Google+ aufzunehmen?

So.cl ist an Inhalten orientiert. Anders als das frühe Facebook, bei dem die Beziehungen zwischen den Nutzern und damit auch Textkommunikation im Mittelpunkt standen, dreht sich hier alles darum, Bilder, Musik und Videos mit anderen zu teilen. Folgerichtig sagt Microsoft auch, dass So.cl keine Konkurrenz zum blauweißen F-Riesen sein soll, sondern eine Ergänzung und die könnte Sinn ergeben – denn Microsoft droht Ungemach von ganz anderer Seite.

Es ist, wie so oft in den vergangenen Jahren, Google, das den Takt vorgibt. Sein Social Network Google+ ist auf die Verknüpfung von Googlediensten angelegt, von Video-, Bilder-, Videogruppenchat und selbst die Integration des GoogleDrive genannten Speicherdienstes, auf dem auch Büroanwendungen wie kollaborative Textverarbeitung und Tabellenkalkulation aufbauen, ist nur eine Frage der Zeit. Google+ bietet dem Anbieter etwas, was Algorithmen allein nicht leisten können: jede Menge Informationen über das Verhalten echter Menschen, ihre Interessen und Verhaltensweisen.

Wer will, könnte heutzutage ausschließlich Google-Dienste benutzen und würde sich kaum mehr aus dem Onlinekosmos des Suchanbieters herausbewegen müssen – wenn er nicht gerade taz.de lesen will. Fast 400 Millionen registrierte Nutzer verzeichnet Google für sein Plus, mehr als 100 Millionen nutzen monatlich aktiv den Dienst. Das sind keine enormen Zahlen, wenn man die Reichweite Googles und seiner Dienste wie YouTube bedenkt. Aber sie sind respektabel, wenn man bedenkt, dass sie wertvolle Daten für die anderen Dienste liefern.

Für die Durchschnitts-Nutzer

So.cl ist Microsofts Antwort darauf. Denn nach wie vor fehlt der Onlinestrategie der Betriebssystem- und Office-Firma ein rundes Gesamtkonzept. Die firmeneigene Suchmaschine Bing kann mit Googles nicht mithalten, hier können menschliche Interessen die Datenbasis verbessern helfen.

Der firmeneigene Speicherdienst MicrosoftLive, die Cloudversion des Microsoft Office-Pakets Office365.com, der Microsoft Messenger, all das kann mit So.cl verknüpft werden – so wie auch die Betriebssysteme Windows 8 und Windows 8 Phone, die klar die Grenze zwischen auf dem lokalen Gerät ausgeführten und entfernt liegenden Anwendungen und Dateien aufheben sollen. Microsoft, das auch einen kleinen Anteil an Facebook hält, hat über seine Research Labs bereits erste weitergehende Anwendungen entwickeln lassen.

Ob So.cl so erfolgreich sein wird, wie andere Social Networks, ist dabei eher fraglich. Der Dienst ist eher als eine Art Begleiter für alle angelegt, die Microsoft vielleicht mehr vertrauen wollen als anderen, kleineren Anbietern. Oder die schlicht keine anderen kennen. Es ist, wie so viele Microsoft-Dienste, ein Angebot, das in seiner gesamten Anmutung nicht für Nerds gemacht ist – sondern die Prinzipien von Plattformen wie Pinterest, die von Massenverbreitung weit entfernt sind, auch dem Durchschnittsuser nahebringt. Und damit seine eigene und durchaus große Zielgruppe hat.

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