Milliarde für junge AkademikerInnen: ProfessorInnen auf Bewährung

Die Union will die Aussichten von WissenschaftlerInnen nach der Promotion verbessern. Dafür sollen neue „Bewährungsstellen“ eingerichtet werden.

Ein Hörsaal mit Studentinnen

Auch die Studierenden dürften von besseren Arbeitsbedingungen für den akademischen Nachwuchs profitieren Foto: dpa

BERLIN taz | In die Debatte um bessere Karrierewege für Nachwuchswissenschaftler kommt Bewegung. Nach der SPD hat sich nun auch die Unionsfraktion auf Eckpunkte geeinigt, um die Chancen von jungen WissenschaftlerInnen zu verbessern, dauerhaft an einer Universität zu arbeiten. Damit kommen die Regierungsparteien einem gemeinsamen Gesetzentwurf näher.

Kernpunkt des noch unveröffentlichten Eckpunktepapiers der Union, welches der taz vorliegt, ist ein gemeinsam von Bund und Ländern finanziertes Programm zur Förderung von Tenure-Track-Stellen. Diese Bewährungsstellen vor der Professur sollen den Inhabern – nach Vorstellung der Union – für sechs Jahre Sicherheit bieten und die Gewissheit, dass sie nach einer erfolgreichen Evaluation einen unbefristeten Vertrag erhalten.

„Ziel des Programms muss es sein, den besten Köpfen unter den NachwuchswissenschaftlerInnen verlässlichere Karriereperspektiven im Wissenschaftssystem zu ermöglichen und ein tendenziell flächendeckendes Tenure-Track-System an Universitäten zu etablieren“, heißt es.

Derzeit sind rund 90 Prozent der hauptberuflich an Universitäten tätigen, wissenschaftlichen MitarbeiterInnen nur auf Zeit angestellt. Union und SPD haben sich im Koalitionsvertrag vorgenommen, Abhilfe zu schaffen und für planbare und verlässliche Karrierewege zu sorgen.

Tenure-Track-Programm

Die Finanzierung der Hochschulen ist jedoch vor allem Aufgabe der Länder. Die Union schlägt vor, dass der Bund die Länder für eine begrenzte Zeit dabei unterstützt, Tenure-Track-Professuren zu schaffen, aber unter der Bedingung, dass die Länder verbindlich zusagen, zusätzliche Stellen für Professuren dauerhaft aus dem Landeshaushalt zu bezahlen. Über die Anzahl der zu schaffenden Stellen macht die Unionsfraktion keine Aussage.

Allerdings spricht sie sich dafür aus, dass die eine Milliarde Euro, welche die Geschäftsführer der Regierungsfraktionen im April für eine Personaloffensive in Aussicht gestellt hatten, vollständig als Grundlage für das Tenure-Track-Programm dient. „Ein diesen Grundsätzen folgendes Tenure-Track-Programm ist ein Meilenstein, um einen wirklichen Reformschub zu bewirken“, heißt es in den Eckpunkten.

Starten soll das Programm für Professuren auf Bewährung nach Unionsvorstellungen im Jahr 2017. Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) hatte bereits im März ihre Zustimmung zu einem bundesfinanzierten Tenure-Track-Programm bekundet. Zudem hatten die Geschäftsführer von Union und SPD im April eine milliardenschwere Personaloffensive in der Wissenschaft vereinbart.

Eine Veränderung der gesetzlichen Grundlagen des Befristungswesens ist laut Union flankierend notwendig. Das sogenannte Wissenschaftszeitvertragsgesetz, WissZeitVG, erlaubt es den Hochschulen, wissenschaftlichen Mitarbeitern praktisch unbegrenzt Zeitverträge anzubieten, wenn sie in Projekten arbeiten, die über zusätzlich eingeworbene Forschungsmittel finanziert werden.

Arbeitnehmerfreundlicher Entwurf

Drittmittel haben in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Experten von Union und SPD hatten bereits im April Eckpunkte erarbeitet, die das Gesetz arbeitnehmerfreundlicher gestalten sollen. Trotz vorangegangener Kritik aus den eigenen Reihen greift die Unionsfraktion diese Vorschläge nun auf.

Demnach soll die Vertragsdauer von MitarbeiterInnen, die promovieren oder in Forschungsprojekten arbeiten, sich an der Dauer der zu erledigenden Aufgabe orientieren. Fachkräfte, die Geräte warten, sollen nicht mehr unter das WissZeitVG fallen.

Im Bildungsausschuss des Bundestages findet am Montag eine Anhörung über Gesetzentwürfe zur Änderung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes statt. Diese stammen allerdings von der Opposition. Der Regierungsentwurf, so heißt es, werde erst nach der Sommerpause fertig sein.

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