Mitgliederbefragung der CDU: Von alten Filzhüten und Frauenquoten

Weil das Wahlergebnis im September desaströs war, wollen sich die Christdemokraten neu aufstellen – und haben dafür die Basis befragt.

Mario Czaja (links) und Stefan Evers erklären, wie es weitergeht mit der Berliner CDU Foto: dpa

Den typischen Christdemokraten stellen sich viele als „einen alten Mann mit Filzhut und dickem BMW oder Mercedes“ vor, glaubt ein CDU-Mitglied. Die CDU dürfe aber nicht mehr als „Altherrenpartei“ wahrgenommen werden, sondern müsse einen Imagewandel anstreben: Das ist eines der Ergebnisse der Mitgliederbefragung von Anfang des Jahres, die Generalsekretär Stefan Evers gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Zukunftsforums, Mario Czaja, am Freitag vorstellte. Auch Czaja ist der Meinung: „Es gibt eine Fülle von Punkten, wo die Berliner CDU eine Modernisierung gut vertragen kann.“

Auslöser für die Befragung war das desaströse Wahlergebnis vom September: Bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus hatte die CDU nur 17,6 Prozent geholt. Für uns war das ein Weckruf“, sagte Czaja.

Mit Beratung der Basis will man sich nun neu aufstellen: Knapp 1.500 der 12.000 CDU-Mitglieder beteiligten sich an der Befragung und schrieben teils lange Antworten. Der Stapel der Zuschriften sei dicker als Goethes Faust, erzählte Czaja. Die Schlussfolgerungen, die die Parteiführung daraus zieht: Die CDU wolle sich in Zukunft klarer nach rechts und links abgrenzen, stärker digital kommunizieren und mehr Frauen in die politische Arbeit holen. Mitglieder sollen bei wichtigen Entscheidungen zudem beteiligen werden, etwa bei der Wahl des Spitzenkandidaten, kündigte Evers an.

Die Modernisierung der Partei ist kein einfaches Vorhaben, wünschen sich viele Mitglieder doch gleichzeitig, dass die CDU ihren konservativen Werten treu bleibt. „Wer den Zeitgeist heiratet, wird bald Witwer sein“, warnt einer in seinem Antwortbogen.

Beispiel Frauen: Insgesamt spricht sich eine Mehrheit der weiblichen Mitglieder für eine Frauenquote aus. Allerdings lehnen die Männer das deutlich ab. Und weil die Frauen nur 28 Prozent der Befragten ausmachen, bleiben die BefürworterInnen einer Quote in der Minderheit. Czaja kündigte an, man werde bei Veranstaltungen mehr Kinderbetreuung anbieten und darauf achten, dass sie pünktlich endeten – damit Mutti heim kann zum Babysitter.

Die Basisbeteiligung wird dagegen auf der Stelle umgesetzt: Bis Ende Juni können die Mitglieder abstimmen, ob sich die CDU für oder gegen die Offenhaltung von Tegel aussprechen soll. Evers war früher dagegen, ist aber inzwischen dafür. Vor allem den Über-60-Jährigen lag das Thema der Befragung zufolge am Herzen. Womit wir wieder bei den älteren Männern wären, Filzhut hin oder her.

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