Mitgliederversammlung der Grünen Jugend: Handzahm und vegan

Renate Künast muss auf Kongress der Junggrünen kaum kritische Fragen beantworten. Der Nachwuchs fragt nicht nach personeller Verjüngung, sondern nach veganem Essen.

Jung und gemüsefixiert - der Weimarer Zwiebelmarkt würde der Grünen Jugend gefallen. Bild: dpa

WEIMAR taz | Emotional wird es erst beim Thema veganes Essen. Warum es bei den Bundeskonferenzen der Grünen Fleisch gebe, fragt eine Junggrüne Renate Künast auf dem Bundeskongress der Grünen Jugend (GJ) in Weimar. Hier gebe es schließlich nur veganes Essen. Warum sie einen Fisch vor laufender Kamera getötet habe, fragt ein anderer. Künast antwortet souverän.

In der Debatte mit der Chefin der Bundestagsfraktion konzentriert sich der traditionell linke Parteinachwuchs auf Randthemen. Einer aus der GJ-Führungsebene fragt sich später, "was Renate jetzt eigentlich von hier mitgenommen hat", und beantwortet es gleich selbst: "Wohl nichts".

Auf ihrem Bundeskongress debattierten am Wochenende knapp 400 Junggrüne über ihre künftige Ausrichtung. Kontrovers diskutieren sie etwa über den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr. Sie fordern von der Grünen-Fraktion ein Nein bei der kommenden Abstimmung und den Abzug der Truppen bis 2011. Sie sprechen sich für einen stärkeren Fokus auf Sozial- und Steuerpolitik aus und verlangen die "inhaltliche und personelle Erneuerung der Partei".

Das birgt Konfliktpotenzial mit der Parteispitze. "Wir müssen uns inhaltlich nicht runderneuern, sondern unsere sehr guten Inhalte jetzt in Alltagspolitik übersetzen", erklärt Renate Künast. In der Opposition dürfe man nicht nur Teil eines rot-rot-grünen Lages, sondern eigenständig sein. Sie lässt den wiedergewählten Sprecher der GJ, Max Löffler, ihren Unmut über dessen Forderung nach einer Verjüngung der Fraktionsführung kaum spüren. "Wir werden intern über Personalfragen reden."

Löffler bleibt angriffslustig. "Es darf nicht als Signal stehen bleiben, dass die Grünen keine inhaltliche Erneuerung brauchen", sagt er. Die Grünen bräuchten einen Aufbruch. "Es muss die grundsätzliche Frage nach sozialer Gerechtigkeit gestellt werden, etwa beim bedingungslosen Grundeinkommen", sagt er der taz. Zudem spricht sich Löffler für eine konstruktivere Zusammenarbeit mit SPD und Linkspartei im Bund aus.

In der Kampfabstimmung um den neu zu vergebenden Posten der Sprecherin setzt sich am Sonntag Gesine Agena durch. Die 22-jährige Studentin aus Ostfriesland will "den Druck auf die Straße holen" und die GJ mit sozialen Bewegungen vernetzen.

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