Möckernkiez vor der Rettung: Der Kran steht schon bereit

Fast wäre das Bauvorhaben Möckernkiez gescheitert. Nun ermöglichen zwei Banken den Weiterbau. Voraussetzung ist die Vermietung fast aller Wohnungen.

So schön soll die Zukunft sein. Wenn sie kommt Foto: Möckernkiez e.G.

Die seit November 2014 stillgelegte Baustelle am Möckernkiez könnte schon im Juni wieder entmottet werden. Das teilte der Vorstand der Genossenschaft Frank Nietzsche mit. „Wir wollen Mitte Juni die Bauarbeiten wieder aufnehmen“, so Nietzsche zur taz. Hintergrund ist die Zusage zweier Banken für die Finanzierung des in Schieflage geratenen Bauvorhabens.

In einem Rundschreiben an die Mitglieder der Genossenschaft heißt es, dass seit Montag eine „schriftliche Finanzierungszusage“ der GLS-Bank vorliege. Mit ihm Boot ist noch eine zweite Bank, sagt Nietzsche. Grund für die Schieflage war gewesen, dass mit dem 128 Millionen Euro teuren Bau der 471 Wohnungen begonnen wurde, ohne dass eine endgültige Finanzierungszusage vorlag. Diese Lücke sind die beiden Banken nun bereit zu schließen.

Voraussetzung ist allerdings, dass die Genossenschaft den vereinbarten Eigenkapitalanteil von 43 Millionen Euro vorweisen kann. Dazu müssen die restlichen 103 Wohnungen schnellstmöglich vergeben werden. „Wenn wir 95 Prozent der Wohnungen vermietet haben, bekommen wir die erste Auszahlung der Banken“, sagt Vorstand Nietzsche. „Bereits heute waren 12 Kaufinteressenten bei uns“, gibt sich Nietzsche optimistisch. Er setzt dabei auch auf die Psychologie. „Wenn sich erst der Kran dreht, ist das auch ein Zeichen, dass es weitergeht. Viele haben auf die Finanzierungszusage gewartet.“ Bislang sind 78 Prozent der Wohnungen vermietet.

Ganz billig ist das Wohnen im westlichen Kreuzberg freilich nicht. Wer eine der freien Wohnungen ergattern will, muss zwar nicht, wie die Gründungsgenossen, in finanzielle Vorleistung gehen. Der Genossenschaftsbeitrag ist erst fällig, wenn eine Vereinbarung für eine Wohnung geschlossen wird. Dennoch kostet der Genossenschaftsanteil für einen Quadratmeter Wohnfläche 920 Euro. Hinzu kommt noch die Miete. Die beträgt zwischen 8,62 Euro und 13,04 Euro nettokalt pro Quadratmeter. Mit 3.100 Euro Baukosten pro Quadratmeter liegt der Möckernkiez damit mehr als 300 Euro über den durchschnittlichen Baukosten der Mitgliedsunternehmen des Verbandes Berlin Brandenburgischer Wohnungsunternehmen BBU.

Mit 471 Wohnungen und einem Investitionsvolumen von 128 Millionen Euro ist der Möckernkiez das größte genossenschaftliche Bauprojekt Berlins. Sein Scheitern hätte auch Auswirkungen auf andere Projekte.

Neubauvorhaben gibt es auch bei anderen Genossenschaften. Auf dem Gelände des ehemaligen Kiki Blofeld entstand das Bauprojekt Spreefeld mit drei achtgeschossigen Wohnhäusern. Was beide Genossenschaften eint, ist die Ablehnung des Eigentumsgedankens. Allerdings ist das Wohnen an der Spree deutlich günstiger als am Gleisdreieck. Das Projekt ist aber auch kleiner. (taz)

Vorstand Nietzsche begründet die hohen Kosten mit dem Standard, den die Genossinnen und Genossen dafür bekommen. „Wir haben den höchsten energetischen Standard und sind zu hundert Prozent barrierefrei“. Hinzu kommt, dass nur 98 Parkplätze gebaut werden, dafür aber 1.000 Fahrradstellplätze.

Wenn im Juni der stillgelegte Kran aufgebaut wird, kommt wieder Bewegung an den Südrand des Gleisdreieckparks. Bislang sind erst die Rohbauten von vier der insgesamt 14 Baufelder fertiggestellt. Die Flächen, auf denen ursprünglich ein Hotel und ein Supermarkt errichtet werden sollten, sind verkauft worden – eine Auflage der Banken. 2018 könnten die ersten Wohnungen fertig sein.

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