Mord an brasilianischer Anti-Mafia-Richterin: Sie starb durch Polizeikugeln

Vor zwei Wochen wurde die brasilianische Anti-Mafia-Richterin Patricia Acioli aus dem Hinterhalt erschossen. Jetzt kommt heraus: An der Tat müssen Polizisten beteiligt gewesen sein.

Beerdigung von Patricia Acioli in Niterói. Bild: dapd

RIO DE JANEIERO afp | In den Mord an der brasilianischen Anti-Mafia-Richterin Patricia Acioli sind nach offiziellen Angaben auch Polizisten verstrickt. Die Ermittlungserkenntnisse, wonach bei dem Mord an Acioli vor knapp zwei Wochen Munition der Polizei verwendet wurde, "gibt uns die Sicherheit, dass Polizisten beteiligt waren; wenn nicht direkt, dann zumindest an der Vorbereitung", wurde der Kommandeur der Militärpolizei, Mario Sergio Duarte, am Dienstag in brasilianischen Zeitungen zitiert.

Die Richterin war nach Angaben von Augenzeugen in ihrem Auto vor ihrem Haus in Niterói von zwei Motorrädern und zwei Autos gestoppt worden. Die maskierten Insassen feuerten laut Polizei 21 Schüsse auf Acioli ab, bevor sie flohen. Acioli, die am Gericht in São Gonçalo nahe der auf der anderen Seite der Bucht von Rio de Janeiro gelegenen Stadt Niterói arbeitete, erhielt von 2002 bis 2007 Personenschutz. Die für ihr striktes Vorgehen gegen das organisierte Verbrechen bekannte Staatsdienerin erneuerte seitdem aber trotz wiederholter Morddrohungen ihren Antrag auf Schutz nicht.

Der Vorsitzende der Anwaltskammer des Bundesstaates Rio, Wadih Damous, nannte Sergio Duartes Enthüllung "äußerst schwerwiegend" und forderte, innerhalb der Polizei von Rio sofort aufzuräumen. "Es ist nicht hinnehmbar, dass wir in den Reihen der Polizei Mörder oder Geldgeber von Morden haben", schrieb Damous in seiner Erklärung. Die Regierung müsse die Korruption innerhalb der Polizei sowie die Milizen bekämpfen, "die weiter ungestraft in unserem Staat agieren".

Diese Milizen aus Feuerwehrleuten, Gefängniswärtern, aktiven und ehemaligen Polizisten haben ihre Wurzeln in der Zeit der Militärdiktatur von 1964 bis 1985, als sogenannte Todesschwadronen Oppositionelle verfolgten und ermordeten. Heute machen sich die Milizen in den Armenvierteln Brasiliens breit und bieten den Bewohnern ihren Schutz gegen eine "Sicherheitssteuer" an. Acioli hatte außer Mafiosi auch Milizionäre verurteilt. Außerdem stellte sie eine Liste mit 91 Polizisten zusammen, die in Morde verstrickt sein sollen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.