Müllvermeidung in Hamburg: Abfallplan für die Tonne

Der Umweltverband BUND kritisiert den Entwurf der grün geführten Umweltbehörde. Die Recyclingquote Hamburgs müsse deutlich erhöht werden.

Zu wenig Recycling, zu wenige Wertstofftonnen: Abfall beim Müllstreik 2006 auf St. Pauli Foto: dpa

HAMBURG taz | Er vermisse eine „detaillierte Abfallvermeidungsstrategie“, sagt Manfred Braasch, Geschäftsführer der Umweltorganisation BUND in Hamburg. Und das ist so ziemlich die schärfste Kritik, die man an einem Abfallwirtschaftsplan üben kann. Zumal, wenn dessen Entwurf von der Umweltbehörde des grünen Senators Jens Kerstan stammt. Diese unterlaufe sogar die Minimalvorgaben des Kreislaufwirtschaftsgesetzes des Bundes, rügt Braasch: „Dieser Plan gehört ins Altpapier.“

Anerkannte Naturschutzverbände sind berechtigt, behördliche Entwürfe von Maßnahmenplänen vor der Endfassung zu bewerten. In der schriftlichen Stellungnahme des BUNDs zum Entwurf des Hamburger Abfallwirtschaftsplans, welche der taz vorliegt, werden vor allem drei Punkte moniert: Das Thema Abfallvermeidung komme zu kurz, die angestrebte Recyclingquote sei zu niedrig und es mangele am Ehrgeiz, alle Hamburger Haushalte mit getrennten Wertstofftonnen zu versorgen.

„Die Ziele für die Recyclingquote für die Jahre 2020 und 2025 sind deutlich zu niedrig“, heißt es in der Stellungnahme der Umweltorganisation. Mit 50 und 54 Prozent (siehe Kasten) werde die gesetzliche Minimalquote von 65 Prozent wieder verwerteten Abfalls klar verfehlt, kritisiert der BUND. Zudem sei es offensichtlich, dass der Müllvermeidung zu wenig Beachtung geschenkt werde. So sei die Abfallmenge von 2014 und die in 2025 erwartete mit jeweils gut 700.000 Tonnen nahezu unverändert. Das zeige, so der Umweltverband, „dass kaum durchschlagende Abfallvermeidungsstrategien vorliegen“.

Heftig stößt dem BUND auch auf, dass zu wenige Haushalte mit getrennten Wertstofftonnen ausgestattet werden sollen. Selbst wenn die Zielvorgabe des Plans für 2025 erreicht werde, wären von rund einer Million Haushalte in der Hansestadt noch immer 350.000 ohne Biotonne, 300.000 ohne gelbe Tonne für Dosen, Metall und Plastik und 250.000 ohne Altpapiertonne.

„Es kann nicht sein, dass Wertstoffe weiter in hohem Umfang verbrannt werden und viele Haushalte keine Möglichkeit zur Getrenntsammlung haben“, kritisiert BUND-Chef Braasch. Umweltbehörde und Stadtreinigung müssten notfalls mit Druck auf unwillige Vermieter nachbessern, fordert er: „Wenn Hausbesitzer die Behälter nicht aufstellen wollen, muss der gesetzliche Anschlusszwang konsequent durchgesetzt werden.“

Die Umweltbehörde war am Montag zu keiner Stellungnahme in der Lage.

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