Kolumne Luft und Liebe: Kampfplatz mit Brüsten

Sorry, Frauen, euer Körper gehört euch nicht. Ob angezogen, ob nackt: Es ist unwahrscheinlich, dass ihr mit ihm das Richtige tut.

Du könntest echt mal wieder was mit deinen Haaren machen. Bild: photocase/Benjamin Harms

Es folgt: ein kleiner Nachrichtenüberblick der letzten Tage. Julia Klöckner will Burkas verbieten. Vollverschleierung steht für „ein abwertendes Frauenbild“, sagt sie. „Burka geht gar nicht“, findet auch Jens Spahn, gesundheitspolitischer Sprecher der Unionsfraktion. „Dass Frauen sich nur komplett verhüllt im öffentlichen Raum bewegen dürfen, kann ich nicht akzeptieren.“ Wohlgemerkt: „dürfen“. Von „wollen“ kann nicht die Rede sein, das würde die betroffenen Frauen ja als Subjekte outen, und dann wär’s komplizierter.

Kompliziert ist es auch mit der „Pille danach“. Was haben sie sich gesträubt bei der CDU, damit die Pille danach nicht rezeptfrei wird, und jetzt wird sie es doch, der EU sei Dank. Da ärgert sich Jens Smartieboy Spahn und twittert: „Wie wäre eigentlich ne ,Pille anstatt‘ statt einer ,Pille danach‘...? ;-)“ Ja, wie wäre das? Und wie wäre „Denken statt Twittern“ statt „Denken danach oder gar nicht“? ;-)

Weiter im Newsfeed. In Großbritannien gibt es neue Regeln für Pornos, die man per Video on Demand gucken kann. Diese dürfen jetzt bestimmte Sexpraktiken nicht mehr zeigen, unter anderem weibliche Ejakulation. Männliche Ejakulation bleibt erlaubt. Nächste Nachricht: Die ungarische Polizei will Vergewaltigungen verhindern und dreht dafür ein Video, in dem sich junge Frauen in kurzen Röcken betrinken. Die Botschaft am Ende: „Du kannst etwas dafür, du kannst etwas dagegen tun.“

Und sonst so? Madonna zieht sich für das Magazin Interview aus. „Madonna wieder nackt: Muss das sein?“, fragt das Rolling-Stone-Magazin. Nö, weißte was, muss nicht.

Mal so, mal so, Hauptsache falsch

Man kann das alles auch etwas kürzer zusammenfassen: Liebe Frauen, denkt bloß nicht, dass euer Körper euch selbst gehört. Euer Körper ist ein Kampfplatz mit Brüsten. Doch, klar sollt ihr euch hübsch machen. Denn ja, natürlich werdet ihr nach eurem Äußeren bewertet. Ja, natürlich mehr als Männer. Falls ihr eine Burka tragen wollt: bloß nicht! Zeigt mehr Haut! Falls ihr gerade nackt seid: Zieht euch gefälligst was an, ihr Schlampen!

Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ihr intuitiv das Richtige tut. Eine meiner Lieblingstitelseiten hatte die InTouch vom letzten März: „Mager-Schock“ heißt es da über Heidi Klum und „Kilo-Frust: Sie wird immer dicker“ über Britney Spears, die ein Eis leckt. Die einen so, die anderen so, Hauptsache, falsch.

In der Öffentlichkeit essen sollt ihr sowieso nicht, jedenfalls nicht in der U-Bahn, sonst posten fremde Menschen von euch Fotos in der Facebookgruppe „Women who eat on tubes“ und 32.600 Leute lachen euch aus.

Diese Woche gab es wieder eine der berühmten „Victoria’s Secret“-Shows in London: Die besten Models der Welt präsentieren mit Engelsflügeln neue BHs und Schlüpper, und jedes Jahr träumen Tausende Mädchen davon, das auch zu dürfen. Scheiße, Mädels, hört auf zu warten. Sägt euch mit der Kettensäge Flügel aus Spanplatten oder schneidert euch welche aus leeren Pommespackungen und macht die ganze beschissene Welt zu eurem Laufsteg, denn für die allermeisten von euch wird Heidi nie ein Foto haben, und das ist etwas, worüber ihr echt froh sein könnt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang 1986. Schreibt seit 2009 für die taz über Kultur, Gesellschaft und Sex. Foto: Esra Rotthoff

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.