„Polizeiruf 110“ aus Rostock: Jo, ist nun mal so

Im Rostocker „Polizeiruf“ wird's wieder unkuschelig – deshalb hat er auch weniger Zuschauer als der „Tatort“. Doch einschalten lohnt sich.

Keine Kuschel-Ermittler: König (Anneke Kim Sarnau) und Bukow (Charly Hübner) im Einsatz. Bild: NDR / Christine Schroeder

Die Welt ist ungerecht. Und wer denkt, sie würde durch den Sonntagabendkrimi zumindest ein bisschen gerechter, der irrt. Der irrt gewaltig. Da hat sich oben in Rostock ein starkes Ermittler-Duo König/Bukow gefunden, das großartige Arbeit abliefert, nachvollziehbare Charaktere spielt – und am Ende gucken doch knapp zwei Millionen Zuschauer weniger zu als beim Konstanzer Weinfest rund um den Bodensee. Jo, ist nun mal so, würde Bukow sagen.

In Konstanz spielt halt ein „Tatort“. Und König (Anneke Kim Sarnau) und Bukow (Charly Hübner) ermitteln nur im Auftrag des „Polizeiruf 110“. Da bleibt jeder fünfte Zuschauer weg. Ein Fehler. Das beweist auch der aktuelle Fall aus Rostock: „Sturm im Kopf“. Wie immer ganz unkuschelig. Und wie immer fast ohne Vornamen.

Nur der Vorspann, der mit seiner lauten Musik, den schnellen Schnitten und den kurzen ruhigen Einstellungen dazwischen einem Trailer gleicht, erschließt sich nicht. Vielleicht wollten die Macher auch die „Polizeiruf“-Verächter für sich gewinnen.

Egal, geht ja nur ein paar Sekunden lang. Dann ist Stille. Der Wald, ein Wurm, ein verlassenes Auto klebt am Baum, nur die Scheibenwischer sind zu hören, wie sie über die Frontscheibe quietschen. Ein kleines Mädchen öffnet den Wagen. Ein verwirrter Mann hinter ihr. „Hallo.“ Schnitt.

Eine Leiche auf einem Industriegelände. Ein Schuss in den Kopf, vier in den Körper. Der Tote war Chef einer Windparkfirma. Er plante ein großes Offshore-Kraftwerk. Das Wirtschaftsministerium mischt sich ein. Und dann ist da noch dieser ominöse Autounfall von 2007.

Rostock-„Polizeiruf 110“: „Sturm im Kopf“; Sonntag, 1. März 2015, 20.15 Uhr, ARD.

Während sich viele andere 90-Minüter irgendwann in den diversen Fäden verheddern und ein überstürztes Ende finden müssen, behalten Florian Oeller (Buch) und Christian von Castelberg (Regie) alle Stränge in der Hand und führen sie peu à peu zusammen – und es bleibt gar Zeit für mehr als ein großes Finale. Jo, ist so.

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