Umfrage zur Share Economy: Teilen? Nur, wenn ich Dich kenne

Tauschen und teilen gilt als der neue Trend. Doch noch handelt es sich um einen Nischenmarkt. Und: Die Nutzer sind wählerisch.

Bohrmaschine

Die teilt man nicht mit jedem. Foto: suze/photocase

BERLIN taz | Teilen und tauschen gerne – aber nur mit Bekannten. Das ist die Bilanz einer Umfrage zum Thema Share Economy, die der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) auf dem Deutschen Verbrauchertag vorgestellt hat. Fast 90 Prozent der Befragten gaben demnach an, dass sie Gegenstände verleihen würden – fast alle allerdings nur im Bekanntenkreis.

Vor allem bei sporadisch genutzten Gegenständen wie Werkzeugen, aber auch Autos sind die Befragten bereit, sich vom Besitzen zu verabschieden und die Objekte stattdessen gemeinschaftlich zu nutzen. Doch die theoretische Bereitschaft ist in allen Bereichen deutlich höher als die Umsetzung: So haben etwa 18 Prozent der Befragten schon einmal ein Werkzeug-Sharing-Angebot genutzt und 10 Prozent ein Carsharing-Fahrzeug ausgeliehen. Eher geringe Werte angesichts dessen, dass 70 Prozent der Befragten sich vorstellen können, ihr Werkzeug zu teilen und 62 Prozent Carsharing nutzen würden. Die Autoren der Studie sprechen deshalb von einer „Nischennutzerschaft“.

Woran es in der Praxis scheitert, darauf gibt die Studie einige Hinweise. Einerseits ist da die Angst der Nutzer. So bevorzugen zwei Drittel der Befragten Unternehmen als Anbieter – weil sie davon ausgehen, dass diese mehr Sicherheit bieten als private Verleiher. Offenbar sind Versicherungsschutz, Haftung und Gewährleistungsfragen Bereiche, in denen potenzielle Nutzer einen hohen Bedarf an Verlässlichkeit haben. Private Leihgeber können nur dann punkten, wenn der Nutzer sie persönlich kennt und ihnen vertraut.

Der vzbv fordert daher politische Lösungen: So müssten private und gewerbliche Angebote besser gegeneinander abgegrenzt werden. Für Nutzer müsse transparent sein, mit welcher Art von Anbieter sie es zu tun haben. Darüber hinaus müssten auch private Verleiher Mindeststandards an Verbraucherrechten einhalten – etwa Versicherungen gegen Unfälle oder gravierende Schäden.

Solidarische und gemeinschaftliche Funktion

Auf dem Verbrauchertag hob Francesca Pick vom Thinktank OuiShare soziale Vorteile des Teilens und Tauschens hervor: Über lokale Tauschplattformen, wie sie gerade etwa in den USA populär würden, entstünden Gemeinschaften, auch über den einzelnen Tauschvorgang hinaus – „gerade in der jüngeren Generation, wo das Gemeinschaftsgefühl sonst eher verloren geht“.

Auch der Soziologe Harald Welzer betonte eine solidarische und gemeinschaftliche Funktion des gemeinsamen Nutzens. Allerdings werde die durch aktuelle Geschäftsmodelle oft konterkariert. „Jede Form von Alltags- oder sozialer Handlung wird als Gegenstand von Monetarisierung entdeckt“, sagt Welzer. Dazu zählten etwa die Pläne von Amazon, Pakete durch Privatleute ausliefern zu lassen, die sie – so die Idee – auf ihrem Weg zur Arbeit mitnehmen sollen.

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