Crowdfunding für Griechenland: Drei Euro für Alexis

Ein Brite will, dass EuropäerInnen Griechenland per Crowdfunding retten. Bisher ist aber nur ein Bruchteil des Geldes zusammen gekommen.

Vor einer griechischen Flagge stapeln sich Geldscheine, daneben eine Kiste mit der Aufschrift "Spendenbox".

Mehr Feta kaufen, einen Fünfer spenden: Ist Griechenland so noch zu helfen? Foto: dpa

BERLIN taz | Europa macht sich bereit für den griechischen Staatsbankrott. Es scheint, als hätten alle Hilfsmaßnahmen versagt. Die Banken sind geschlossen, die Gespräche sind gescheitert, das internationale Hilfsprogramm läuft aus. Wer noch von Rettung spricht, spricht auch von Wundern. Doch ein Londoner, der sich Thom Feeney nennt, glaubt fest an die europäische Solidarität. Auf der Crowdfunding-Plattform Indiegogo hat er eine Spendenkampagne gestartet, mit der er die griechische Pleite verhindern will.

1,6 Milliarden Euro sollen für die Griechen gesammelt werden – etwa so viel müssten an den Internationalen Währungsfond (IWF) zurückgezahlt werden, um einen fälligen Kredit zu begleichen. Ministerpräsident Alexis Tsipras kündigte bereits an, dass der Staat diese Summe zum Ablauf der Frist in der Nacht auf den 1. Juli 2015 nicht zahlen wird. Wenn die Politiker sich nicht mehr rühren, soll also die europäische Bevölkerung die Sache in die Hand nehmen.

Für jeden gespendeten Betrag gibt es eine Belohnung, sogenannte Perks. Bei drei Euro soll man mit einer persönlichen Postkarte von Tsipras belohnt werden. Würden alle BewohnerInnen der Europäischen Union diesen kleinen Betrag spenden, wäre Griechenland übrigens gerettet. Und Tsipras käme aus dem Schreiben nicht mehr heraus.

Feeney lockt die SpenderInnen mit allem, was Hellas zu bieten hat. Griechischer Salat (sechs Euro), eine Flasche Ouzo (zehn Euro) oder ein All-Inklusive-Urlaub für zwei in Athen (5.000 Euro). Wer eine Million Euro spendet, verdient sich neben einem Geschenkpaket nicht weniger als die ewige Dankbarkeit Griechenlands und Europas.

Spendensumme steigt minütlich

Der Initiator, ein 29-jähriger Schuhverkäufer, beteuert die Ernsthaftigkeit der Aktion: „Ist dies ein Witz? Nein. Crowdfunding kann wirklich etwas bewirken“, schreibt er auf der Kampagnenseite. Außerdem appelliert er an die europäischen MitbürgerInnen: Alle Menschen sollten mehr Feta, Oliven und griechischen Wein kaufen, um den Handel anzuregen, so Feeney.

Eigentlich wollte Feeney dem Menschen, der 1,6 Milliarden als einen Betrag spendet, eine griechische Insel als Belohnung anbieten. Er musste das Angebot aber zurückziehen, denn die griechische Regierung teilte mit, dass sie dem nicht offiziell zugestimmt hätte. Unverständlich für den Initiator der Kampagne: „Ich würde so etwas verkaufen, wenn ich damit die britische Wirtschaft retten könnte.“

Am ersten Tag spendeten schon 7.000 Menschen, die Summe steigt minütlich. Doch trotz der am Dienstagmittag bereits zugesagten 100.000 Euro sieht es nicht so aus, als könnten die EuropäerInnen Griechenland doch noch eigenständig retten, denn bisher ist nicht einmal ein Prozent des benötigten Geldes zusammengekommen. Wird das angestrebte Ziel nicht erreicht, erhalten alle ihr gespendetes Geld zurück. Die Aktion läuft allerdings noch optimistisch bis zum 7. Juli. Im Fall einer unvorhergesehenen Fristverlängerung des IWF würde also noch Hoffnung bestehen.

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