Kommentar Grüne und Tierwohl: Richtiges Thema, richtige Lösung

Die Grünen wollen den Ausstieg aus der sogenannten Massentierhaltung durchsetzen. Der ist längst überfällig – auch im Sinne der Verbraucher.

Ein sieben Wochen alter Jungeber

Auch dieses niedliche Ferkel verschmutzt mit seinen Exkrementen das Grundwasser Foto: dpa

Die Grünen machen sich mal wieder übers Essen her. Am Montag haben sie einen Plan für den Ausstieg aus der sogenannten Massentierhaltung verkündet. Manche werden sich jetzt fragen: Hat die Partei angesichts von Trump, EU-Krise und Terrorismus nichts Wichtigeres zu tun?

Es gibt Wichtigeres, und um diese Großlagen kümmern sich die Grünen ja auch. Aber die Debatte über die Viehhaltung ist ebenfalls relevant. Denn sie berührt lebenswichtige Fragen unserer Zeit.

Zu viel Fleisch führt zum Beispiel zu Krebs, Diabetes und Herz-Kreislauf-Krankheiten. Dennoch verzehren Männer in Deutschland im Schnitt fast doppelt so viel wie die von Ernährungswissenschaftlern empfohlenen maximal 600 Gramm pro Woche. Die Folge ist nicht nur menschliches Leid, sondern auch eine hohe Belastung für das Gesundheitssystem.

Dazu verursacht Tierhaltung die meisten Treibhausgase der Landwirtschaft, die für 11 Prozent der deutschen Emis­sionen verantwortlich ist. Für die Fleisch- und Milchproduktion muss auch Futter etwa aus Südamerika importiert werden. Um beispielsweise Soja anzubauen, wird dort oft Regenwald gerodet, was die Klimabilanz verschlechtert und die Artenvielfalt schmälert.

Milch und Fleisch nach Haltung kennzeichnen

Auch in Deutschland sterben Tier- und Pflanzenarten aus, weil für den Futteranbau Pestizide eingesetzt werden. Exkremente aus den Ställen verschmutzen unser Grundwasser, aus dem Trinkwasser gewonnen wird.

Gleichzeitig haben immer mehr Menschen ein ethisches Problem damit, dass Millionen Tiere nie an die frische Luft kommen, auf engstem Raum gehalten und ihnen Körperteile amputiert werden.

Es geht um unsere Gesundheit, unser Wasser, das Klima und die Artenvielfalt

Deshalb ist es angemessen, dass die Grünen so prominent wie keine andere Partei eine Agrarwende fordern. Sie schlagen zum Beispiel vor, Milch und Fleisch nach der Haltung der Tiere zu kennzeichnen. Verbraucher könnten dann, wie bei Hühnereiern, leicht erkennen, ob ein Tier auf die Weide gekommen ist oder eben nicht.

So eine Kennzeichnung könnte Bewusstsein für Tierleid wecken und den Absatz tierfreundlicherer Produkte erhöhen. Für diese müssten Bauern mehr Geld verlangen, sodass Fleisch teurer und der Konsum abnehmen würde. Am Ende hätten alle gewonnen: Bürger, Bauern und die Umwelt.

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Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.

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