Nach Doppelanschlag in Istanbul: Prokurdische Politiker festgenommen

Bei den Anschlägen auf die Polizei waren am Samstag 39 Menschen getötet worden. Staatschef Erdogan spricht von Vergeltung.

Menschen in der Türkei fassen sich an die Arme

Trauer um die Toten. Am Sonntag in Istanbul Foto: ap

ISTANBUL/ANKARA dpa/afp | ach dem Doppelanschlag in Istanbul sind mehr als hundert Vertreter der prokurdischen Demokratischen Partei der Völker (HDP) festgenommen worden. Bei den landesweiten Einsätzen seien unter anderem die HDP-Chefs in Istanbul und Ankara in Gewahrsam genommen worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Montag. Den insgesamt 118 Verdächtigen werden demnach Verbindungen zur verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) zur Last gelegt.

Die PKK-Splittergruppe TAK (Freiheitsfalken Kurdistans) schrieb auf ihrer Internetseite, sie habe auf die Gefangenschaft des PKK-Anführers Abdullah Öcalan und die türkischen Militäroperationen vor allem im Südosten des Landes aufmerksam machen wollen.

Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) bekundete deutsche Solidarität mit der Türkei im Kampf gegen den Terrorismus. „Unser Bündnispartner weiß, dass wir gemeinsam gegen den Terror stehen“, sagte die Ministerin der Bild-Zeitung. Die brutalen und schändlichen Anschläge von Istanbul seien durch nichts zu rechtfertigen.

Unter den Toten seien 30 Polizisten, sagte Innenminister Süleyman Soylu am Sonntag. Mehr als 150 weitere Menschen sei verletzt worden. Die erste Bombe explodierte nach Angaben von Soylu rund anderthalb Stunden nach dem Ende eines Fußballspiels zwischen den Erstligisten Besiktas und Bursaspor in der Nähe des Stadions von Besiktas. Es habe sich um eine Autobombe gehandelt, die gegen die Sondereinsatzpolizei gerichtet und um 22.29 Uhr Ortszeit gezündet worden sei.

IS fordert zu Anschlägen auf

Nur 45 Sekunden später sprengte sich nach Angaben Soylus ein Selbstmordattentäter im Macka Park neben dem Stadion in die Luft. Auch dieses Attentat sei gegen Polizisten gerichtet gewesen, die die Gegend wegen des Fußballspiels abgesichert hatten.

Das Match zwischen den verfeindeten Mannschaften galt als Risikospiel, bei dem die Polizei mit starker Präsenz Auseinandersetzungen zwischen Fans verhindern sollte.

Die Türkei wird immer wieder von schweren Anschlägen erschüttert. Die PKK verübt Anschläge vor allem auf Sicherheitskräfte. Nach dem Scheitern eines zwei Jahre alten Waffenstillstands im Juli vergangenen Jahres geht die türkische Armee vor allem im Südosten des Landes gegen die PKK vor.

Die türkische Regierung macht aber auch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für Attentate verantwortlich. Erst am Montag hatte der IS seine Anhänger zu Anschlägen in der Türkei aufgefordert.

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