Nach Ende der Waffenruhe im Jemen: Die Luftangriffe gehen weiter

Die von Saudi-Arabien geführte Allianz hat Sonntagabend wieder Stellungen der Huthi-Milizen bombardiert. Auch in Aden wurde am Wochenende bereits wieder gekämpft.

Ein Bild der Zerstörung: die jemenitische Hafenstadt Aden am Samstag. Bild: reuters

SANAA afp | Ungeachtet internationaler Appelle haben die Konfliktparteien im Jemen die humanitäre Waffenruhe auslaufen lassen. Kurz nach dem Ende der fünftägigen Feuerpause flog die Militärkoalition unter der Führung Saudi-Arabiens erneut Luftangriffe gegen die Huthi-Milizen und ihre Verbündeten, wie Militärvertreter und Augenzeugen am Sonntagabend sagten. Die UNO hatte beide Seiten vergeblich dazu aufgerufen, die Waffenruhe zu verlängern, um die Verteilung von Hilfsgütern zu ermöglichen.

Am Sonntagabend um 22.00 Uhr ging die Waffenruhe zu Ende. Nur etwa eine Stunde später flog das arabische Militärbündnis mehrere Angriffe in der südjemenitischen Stadt Aden. Die Bombardements richteten sich gegen den von den Huthi-Rebellen gehaltenen Präsidentschaftspalast und einen Stützpunkt von Huthi-Verbündeten, wie Militärvertreter und Augenzeugen berichteten. Das arabische Militärbündnis hatte den Huthi-Rebellen und den mit ihnen verbündeten Anhängern des 2011 gestürzten Präsidenten Ali Abdullah Saleh mehrfach Verletzungen der Feuerpause vorgeworfen.

Auch in Aden war bereits vor Ende der Waffenruhe gekämpft worden. Dabei wurden am Sonntag nach Angaben des Leiters der örtlichen Gesundheitsbehörde, Al-Chader Laswar, vier Menschen getötet und 39 weitere verletzt. In den vergangenen 50 Tagen seien insgesamt 517 Zivilisten und bewaffnete Unterstützer Hadis getötet worden, darunter 76 Frauen und Kinder, sagte Laswar der Nachrichtenagentur sabanew.net. Für die Rebellen konnte Laswar keine Opferangaben machen.

Die arabische Militärallianz unter Führung Saudi-Arabiens hatte die Feuerpause angesichts der katastrophalen humanitären Lage im Jemen ausgerufen. Sie galt von Dienstagabend bis Sonntagabend. Die Luftangriffe der Militärallianz wurden ausgesetzt, am Boden wurde dagegen auch am Wochenende vereinzelt gekämpft.

Vergeblicher Appell des UN-Gesandten

Der UN-Sondergesandte Ismail Ould Cheikh Ahmed hatte vor dem Auslaufen der Feuerpause bei einem Jemen-Krisentreffen in Riad dazu aufgerufen, sie um mindestens fünf Tage zu verlängern. „Diese humanitäre Feuerpause sollte zu einer dauerhaften Waffenruhe werden“, forderte der mauretanische UN-Gesandte bei der Konferenz in der saudiarabischen Hauptstadt. Auch Hilfsorganisationen riefen dazu auf, die Kämpfe in dem verarmten arabischen Land dauerhaft einzustellen.

In Riad berieten etwa 400 Gesandte aus dem Jemen über eine Beilegung des Konflikts. Die Huthi-Rebellen boykottierten das Treffen. Jemens Staatschef Abd Rabbo Mansur Hadi, den die Rebellen ins Exil in Saudi-Arabien getrieben hatten, warf den Huthis in Riad einen bewaffneten Staatsstreich vor, bei dem sie von „externen“ Kräften unterstützt worden sei. Hadi spielte damit offensichtlich auf den Iran an, der allerdings den Vorwurf zurückweist, die schiitischen Rebellen im Jemen mit Waffen zu unterstützen.

Die jemenitische Bevölkerung beurteilte die Feuerpause unterschiedlich. Ein Bewohner der Hauptstadt Sanaa sagte: „Nahrungsmittel und Wasser sind uns nicht so wichtig wie Sicherheit.“ Er hoffe daher auf einen dauerhaften Waffenstillstand, sagte Umm Hischam.

Vorwürfe der Zivilbevölkerung

In der Stadt Dhaleh im Süden des Landes klagten die Bewohner hingegen darüber, dass die Huthi-Rebellen den Waffenstillstand ausnutzten. „Wir profitieren nicht von der Feuerpause“, sagte Ali al-Assmar. „Die humanitäre Hilfe für Dhaleh wurde von den Huthis und den Saleh-Truppen konfisziert.“ Außerdem hätten die Rebellen „Bürger bombardiert“, daher müsse die arabische Militärkoalition ihre Luftangriffe wieder aufnehmen.

Die sunnitisch-arabische Militärallianz hatte am 26. März Luftangriffe gestartet, um den Vormarsch der Huthis zu stoppen und Präsident Hadi zurück an die Macht zu bringen. Nach UN-Angaben wurden im Jemen seit Ende März mehr als 1.600 Menschen getötet.

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