Nach "NotW" jetzt auch der "Mirror": Abhörskandal, der zweite

Nun gibt es Abhörvorwürfe gegen eine zweite britische Boulevardzeitung: Journalisten des "Mirror" werden beschuldigt, Mailboxen angezapft zu haben.

Behauptet, von Journalisten des Verlags Trinity Mirror abgehört worden zu sein: Heather Mills. Bild: Reuters

DUBLIN taz | Nicht nur die News of the World, sondern auch der Konkurrent Mirror soll Telefone abgehört haben. Heather Mills, Exfrau des Exbeatles Paul McCartney, behauptet, ein Journalist des Boulevardblatts habe ihr gegenüber zugegeben, ihre Mobilbox abgehört zu haben. Allerdings liegt der Vorfall zehn Jahre zurück. Warum sie die Sache erst jetzt öffentlich macht, sagte Mills nicht.

Der Journalist habe sie angerufen und gesagt, er habe gehört, dass Mills Streit mit McCartney habe. "Er begann, die Nachricht von meiner Mailbox wortgetreu zu zitieren", sagt Mills. "Ich hatte mich schon gewundert, warum die Mailbox die Nachricht als bereits abgehörte Nachricht gespeichert hatte." Als Mills mit der Polizei drohte, lenkte der Journalist ein: "Okay, wir haben es auf deiner Mailbox gehört, ich werde das Material nicht benutzen."

Piers Morgan, der von 1995 bis 2004 Chefredakteur des Daily Mirror war und jetzt auf CNN eine Talkshow moderiert, ist wegen Mills Aussage unter Druck geraten. Er leugnet zwar, dass er von Telefonspitzeleien gewusst, geschweige denn sie angeordnet habe, doch in einem Artikel von 2006 schrieb er offenbar über ebendiese Nachricht, die McCartney für seine damalige Verlobte hinterlassen hatte.

Nicht auf ehrliche Art

"Es war herzzerreißend", hieß es in dem Artikel. "Das Paar hatte offenbar einen Streit, Heather war nach Indien geflohen, und Paul beschwor sie, zurückzukommen. Er klang einsam, elend und verzweifelt." Morgan könne das Band keinesfalls auf ehrliche Art erhalten haben, sagte Mills der BBC. Der Journalist, der sie damals anrief, sei aber nicht Morgan gewesen.

Die Tory-Abgeordnete Therese Coffey, die dem Untersuchungsausschuss zum Abhörskandal angehört, verlangte von Morgan, aus den USA anzureisen, um von der Polizei in London vernommen zu werden. Morgan zog Mills Aussage jedoch in Zweifel. Es seien "nicht belegte Behauptungen über ein Gespräch, das sie vielleicht oder vielleicht auch nicht mit einem leitenden Angestellten von Trinity Mirror im Jahr 2001 geführt" habe.

Weitere Verdächtigungen

Zu Trinity Mirror gehören mehr als 260 Zeitungen und Zeitschriften, darunter der Daily Mirror, der Sunday Mirror und The People. Morgan sagte, Mills sei bekannt für "extravagante Behauptungen". Der Richter im Scheidungsprozess hatte 2008 erklärt, einige ihrer Angaben seien "widersprüchlich und falsch". McCartney hatte im Prozess erklärt, Mills habe sein Telefon angezapft und den Medien vertrauliches Material zugespielt.

Neben Mills sind auch andere Prominente davon überzeugt, dass der Mirror ihre Telefone abgehört hat. Der Fußballer Rio Ferdinand etwa sagt, ein Artikel von 2003 über seinen nicht bestandenen Dopingtest könne nur auf einer Nachricht auf seiner Mailbox beruhen. Ein früherer Wirtschaftsjournalist des Daily Mirror räumte ein, das Anzapfen von Telefonen sei bei dem Blatt eine akzeptierte Praxis gewesen.

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