Nach Sieg gegen Finnland: Deutsche Basketball-Herren checken in Riga ein
Die deutsche Reisegruppe meistert bei der Basketball-EM bislang alle Strapazen – und das trotz vieler Rückschläge.
„Es ist jedes Mal wie ein Urlaubs- oder Männertrip, und wir haben das Glück: Wir können Basketball dabei spielen.“ Daniel Theis ist mit 33 Jahren der Älteste im Team des DBB und schwärmt, weil die Reisegruppe seit Jahren ähnlich ist, aus Freunden besteht und Erfolge feiert. Jedes Jahr gondelt die Gruppe an ein anderes Fleckchen des Globus, das vielen Urlaubern nicht einfiele. Vor zwei Jahren war Okinawa, das „Hawaii Japans“, der paradiesische Start in die Weltmeisterschaft. Nach drei Wochen fand die WM-Pauschalreise ihren Abschluss auf den Philippinen mit dem „Wunder von Manila“: Weltmeistertitel all inclusive sozusagen.
In diesem Sommer begann die Reise in Tampere. Aus der Gruppenphase in der finnischen Sauna-Hauptstadt der Welt hat Deutschland mit fünf Siegen und ohne Pleite ausgecheckt. Das gelang den deutschen Basketballern noch nie. Dabei hatten die Deutschen durchaus manche Schwierigkeit zu meistern.
Durch Platz 1 der Gruppe B buchten sie als nächsten Gegner Portugal. Die Portugiesen sind 56. der Fiba-Weltrangliste und dürften leicht abzufertigen sein im Achtelfinale am Samstag (14.15 Uhr). Alle Partien der Finalrunde steigen in Riga.
Reiseleiter der Crew ist Álex Mumbrú, der allerdings noch kein Spiel bei dieser EM gecoacht hat, denn der Cheftrainer erholt sich von einem ungeplanten Aufenthalt in der Uniklinik von Tampere. Inzwischen konnte der Spanier die Klinik verlassen. In die Vor- und Nachbereitung der Partien war er bislang stets eingebunden; wann er aber wieder an der Seitenlinie stehen kann, ist offen.
Magic Ibra
So lange macht Alan Ibrahimagic seinen Job. Und zwar mehr als herausragend. Bislang kennt man Ibrahimagic als erfolgreichen Jugendtrainer, der mit der deutschen U18 Europameister und mit der U19 Vizeweltmeister wurde.
Auf dem Feld erlebt Tristan da Silva seinen ersten Sommer mit der A-Nationalmannschaft. Der gebürtige Münchner übernimmt auf dem Flügel immer wieder die Rolle von Deutschlands Bestem, Franz Wagner, wenn der einen Kurzurlaub auf der Bank braucht. Da Silva netzt seine Drei-Punkte-Würfe mit 42 Prozent sicher ein, besticht mit Tempo im Schnellangriff und aggressivem Zug zum Korb. Wagner und da Silva spielen auch sonst im selben Team, bei den Orlando Magic in der NBA. Dort musste da Silva in seiner ersten Profisaison auf Auswärtsreisen einen regenbogenfarbenen Rucksack mit einem weißen Einhorn darauf mitschleppen. Dieses besondere Gepäckstück hatte er Franz Wagner zu verdanken.
Der hatte am Tag des Eröffnungsspiel gegen Montenegro wiederum Geburtstag, muss bei der EM aber ohne seinen Bruder Moritz auskommen, der sich nach Kreuzbandriss im Knie derzeit durch die Reha plagt. Dennoch kann man auch dem älteren der Wagner-Brüder kaum entgehen: Als Fernsehexperte und Podcast-Host gibt er höchst öffentlich seinen Senf zu den Auftritten der Deutschen ab.
Denen fehlt seit Kurzem auch ihr Co-Kapitän, Johannes Voigtmann. Das Knie! Die EM ist für den Weltmeister und stillen Anführer vorbei. Im Gegensatz zum lauten Anführer, Kapitän Dennis Schröder. Der hat gezeigt, wie souverän er voran geht, auch wenn er persönlich angegriffen wird wie gegen Litauen. Der Spielmacher agierte nach der rassistischen Beleidigung noch konzentrierter als zuvor. In der K.-o.-Runde beginne ein neues Turnier, hat Schröder nach dem letzten Sieg am Mittwochabend gegen Finnland (91:61) verkündet.
Nächster Stopp ist die lettische Hauptstadt Riga. Wenn die Deutschen weiterhin so gut klar kommen mit allen Hindernissen wie einem kranken Coach, verletzten Spielern und verunglimpftem Kapitän, dann gipfelt dieser spätsommerliche Männertrip im Europameistertitel.
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