Nach Zoll-Deal mit Donald Trump: Von der Leyen kämpft mit Vertrauenskrise
Die Diskussion um das Verbrennerverbot und das Zoll-Abkommen mit den USA schwächen Ursula von der Leyen. Das EU-Parlament zeigt sich streitlustig.
Eine Mehrheit der 5.302 Befragten in Deutschland und vier weiteren EU-Ländern sprach sich für einen Rücktritt der deutschen Kommissionschefin aus. 52 Prozent sagten, der Handelsdeal sei eine „Demütigung“ für die EU. 70 Prozent erklärten, dass sie bereit seien, amerikanische Waren zu boykottieren. Die Umfrage hatte das Magazin Le Grand Continent in Auftrag gegeben.
Die Ergebnisse seien nicht überraschend, sagte der grüne Europaabgeordnete Rasmus Andresen der taz. „Der Frust über von der Leyen und ihren Handelsdeal steigt – nicht nur bei den Bürgern, sondern auch im Parlament.“ Bei ihrer Rede zur Lage der Union müsse sie sich daher auf kritische Fragen gefasst machen: „Beim Handelsdeal kann es krachen.“
Trump trotzt Abmachung mit der EU
Von der Leyen und Trump hatten sich auf einen 15-Prozent-Zoll auf die meisten europäischen Waren geeinigt. US-Industriegüter sollen aber vom Zoll befreit werden. Zudem verpflichtet sich die EU, mehr Energie und Waffen in den USA einzukaufen.
Trotz der Abmachung, die Brüssel bereits teilweise umsetzt, hat Trump mit weiteren Zöllen gedroht. Auch die Sozialdemokraten äußerten sich kritisch über den Deal. Der SPD-Europaabgeordnete René Repasi sprach von einem „Angriff auf das Herz der europäischen Integration“.
Sozialdemokraten, Grüne und Linke drohen damit, gegen das Abkommen zu stimmen. Die Linke erwägt sogar ein neues Misstrauensvotum gegen von der Leyen. Ein erster Antrag, der aus dem rechtsnationalen Lager kam, war im Juli gescheitert.
Ärger droht der Kommissionschefin auch aus den eigenen Reihen. Die konservative Europäische Volkspartei verteidigt zwar den Handelsdeal – damit habe von der Leyen einen Handelskrieg vermieden. CDU/CSU fordern aber Änderungen am Verbrennerverbot, das für 2035 geplant ist.
„Das Verbot muss weg“, sagte die CSU-Europaabgeordnete Angelika Niebler. Von der Leyen habe dies vor der Europawahl versprochen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Diskussion um Wehrdienst
Doppelte Solidarität
Shitstorm um Autorin Caroline Wahl
Lasst die Frau Ferrari fahren!
Buch über Erfolg der Nazi-Ideologie
Die Lust am Hass bleibt
Präsidentin der UN-Vollversammlung
Baerbocks bizarre Ämterrochade
Eröffnung der Automesse IAA
Bühne frei für Benzin und Diesel
Die Grünen und das Verbrenner-Aus
Peinliches Manöver, aber Kurve gekriegt