Nach Zugunglück im Südwesten: Ermittlungen zur Ursache laufen
Nach dem Zugunglück in Baden-Württemberg, bei dem drei Menschen starben, laufen nun die Ermittlungen zur Ursache. Ein Verdächtiger: Starkregen.

Wie es zu der Katastrophe kommen konnte, steht am Tag danach im Fokus der Ermittler. Die Erforschung des Unfallhergangs habe erste Priorität, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Vor Ort waren Fachleute der Kriminaltechnik und Experten für Bahnunfallermittlung. Wie lange die Ermittlungen vor Ort noch dauern, sei nicht absehbar, so der Sprecher.
Nahe Riedlingen im Landkreis Biberach war am Sonntagabend ein Regionalzug entgleist, der auf dem Weg von Sigmaringen nach Ulm war. Dabei kamen nach Angaben der Polizei drei Menschen ums Leben. Darunter sind laut der Kreisbrandmeisterin des Landkreises Biberach der Lokführer und ein weiterer Mitarbeiter der Deutschen Bahn.
Insgesamt wurden demnach rund 50 Menschen verletzt, 25 davon schwer. In dem betroffenen Zug der Linie RE 55 saßen laut einem Sprecher der Bundespolizei rund 100 Menschen.
Bahnchef und Politiker kommen zum Unfallort
Bahnchef Richard Lutz kündigte an, am Montag nach Riedlingen zu kommen. Er wolle sich ein Bild von der Lage machen und den Einsatzkräften persönlich danken. Auch Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU), Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) wollten an die Unfallstelle kommen.
Die Unfallursache war zunächst unklar. Vor dem Unglück hatte es in der Region ein Unwetter gegeben. Die Ermittler prüfen, ob ein Erdrutsch die Ursache für das Unglück mit mindestens drei Toten sein könnte.
Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) sagte: „Es hat hier starke Regenfälle gegeben, sodass nicht ausgeschlossen werden kann, dass auch der Starkregen und ein damit verbundener Erdrutsch-Unfall ursächlich gewesen ist.“ Das sei nun Gegenstand der laufenden Untersuchungen.
Große Regenmengen vor dem Unglück
Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes zogen in den frühen Abendstunden unwetterartige Gewitter über die Region. Lokal seien in kurzer Zeit 30 bis 40 Liter pro Quadratmeter gefallen, sagte Meteorologe Dominik Smieskol in München.
Allerdings habe der DWD am genauen Unglücksort keine Messstation, um für dort konkrete Angaben machen zu können. In der Nacht war es laut einem Reporter vor Ort bewölkt, aber vorerst trocken. Am frühen Morgen regnete es wieder.
Heftige Regenfälle werden aufgrund des Klimawandels intensiver und wahrscheinlicher, weil bei höheren Temperaturen mehr Wasser verdunstet. Für den konkreten Starkregen vor Ort gibt es aber noch keine Studien, die einen Zusammenhang zur Erderhitzung herstellen.
Wie lange die Bahnstrecke noch gesperrt bleibt, war zunächst unklar. Auf der Internetseite der Bahn informierte der Konzern, dass der Bahnverkehr zwischen Munderkingen und Herbertingen eingestellt sei. Am Montag sollten laut Bahn Ersatzbusse die Fahrgäste in dem Bereich transportieren.
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