Nach dem Angriff auf Katar: Oberflächliche Einigkeit in Jerusalem
Israels Premier Netanjahu verteidigt beim Treffen mit US-Außenminister Rubio sein Vorgehen in Katar. Der fliegt im Anschluss weiter nach Katar.

So erklärte Netanjahu nach Angabe des Onlinemediums Times of Israel: Der Angriff sei kein Misserfolg gewesen; er habe der Hamas die Botschaft geschickt, dass man sie überall angreifen könne. Laut Netanjahu sei es „enorme Heuchelei“, den Angriff zu kritisieren. Er verwies dabei auf eine UN-Resolution, nach der es Staaten nicht erlaubt sei, Terroristen auf ihrem Gebiet zu beherbergen.
Gemeint haben könnte er damit die Resolution 1373 des UN-Sicherheitsrates. Darin wird unter anderem gefordert: „Denjenigen, die terroristische Handlungen finanzieren, planen, unterstützen oder begehen“, dürfe kein „sicherer Hafen gewährt werden“.
Doch der Fall der Hamas in Doha ist komplizierter. Katar ermöglicht durch deren Unterbringung auf seinem Staatsgebiet Verhandlungen mit ihr. Und für diese gibt es dringenden Bedarf: Noch immer halten die Hamas und andere militante Gruppen im Gazastreifen 48 israelische Geiseln fest, nach israelischen Angaben sind noch etwa 20 von ihnen am Leben. Die meisten der am 7. Oktober 2023 aus Südisrael Entführten kamen bisher durch Waffenruhe-Geisel-Abkommen frei.
Katar ist bekannt als Vermittler in weltweiten Konflikten
Katar hat zwar angegeben, weiter zwischen Israel und der Hamas vermitteln zu wollen. Doch das Verhältnis zu Israel, einer der beiden Verhandlungsparteien, hat sich kaum überraschend mit dem Luftangriff verschlechtert.
Außerdem sitzt die Hamas laut katarischen Angaben nicht zuletzt dort, weil die USA das so wünschen. Das betonte jüngst auch eine diplomatische Quelle aus Katar gegenüber der taz. Katar hat sich als Vermittler in Konflikten weltweit etabliert – sei es zwischen den M23-Rebellen und der Regierung der Demokratischen Republik Kongo oder Afghanistans Taliban-Regierung und Deutschland. Dazu gehört eben auch, dass Unterhändler beherbergt werden müssen.
Rubio und Netanjahu bemühten sich wohl, bei dem Besuch des US-Außenministers in Israel Einigkeit zu zeigen. Doch US-Präsident Donald Trump hatte sich zuvor deutlich geäußert: Der Angriff auf Katar mache es schwieriger, einen Deal zwischen Israel und der Hamas zu erreichen. „Wir sind darauf fokussiert, was nun passiert“, sagte Rubio in Jerusalem. Am Dienstag soll er selber nach Katar weiterreisen.
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