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Nach dem Mord an Charlie KirkStaatsanwalt fordert Todesstrafe

Sieben Anklagepunkte bringt Utahs Staatsanwalt gegen den 22-Jährigen vor, der mutmaßlich den extrem rechten US-Aktivisten Charlie Kirk erschossen hat.

Aus dem Gefängnis bei Gericht zugeschaltet: der Angeklagte Tyler Robinson Foto: Scott G. Winterton/Pool via Reuters

Provo afp |/rtr/taz Sechs Tage nach dem tödlichen Attentat auf den ultrarechten US-Aktivisten und Podcaster Charlie Kirk ist der Tatverdächtige Tyler Robinson erstmals vor Gericht erschienen. Wenige Stunden zuvor am Dienstag klagte die Staatsanwaltschaft ihn wegen Mordes an. Dem 22-Jährigen werden zudem sechs weitere Punkte wie Druck auf Zeugen zur Last gelegt, wie Staatsanwalt Jeffrey Gray in Provo im US-Bundesstaat Utah sagte. Gray strebt die Todesstrafe gegen Tyler Robinson an.

Robinson erschien am Dienstag per Videoschalte vor einem Gericht im Bundesstaat Utah. Richter Tony Graf verlas dabei die gegen ihn erhobenen Anklagepunkte und legte die nächste Anhörung für den 29. September fest. Robinson sprach nur, um seinen Namen zu bestätigen.

Staatsanwalt Gray sagte zuvor auf einer Pressekonferenz, es handele sich um einen besonders schweren Mordfall, denn Robinson habe den möglichen Tod weiterer Menschen in Kauf genommen. Zudem habe der mutmaßliche Attentäter die Ermittlungen behindert und Zeugen beeinflusst – vor allem seinen Mitbewohner, den er zum Schweigen gedrängt habe.

Als erschwerend wertete der Staatsanwalt, dass bei dem Attentat „Kinder anwesend waren und möglicherweise den Mord gesehen oder gehört haben“ und Robinson seine Tat mit Kirks politischen Ansichten begründet habe. „Ich reiche eine Absichtserklärung ein, die Todesstrafe zu beantragen“, sagte Gray.

Aus den Gerichtsakten geht hervor, dass der Verdächtige seinem Mitbewohner am Tattag eine Notiz hinterließ mit den Worten: „Ich habe die Gelegenheit, Charlie Kirk auszuschalten, und ich werde sie nutzen.“ In einem anschließenden Austausch von Textnachrichten habe er die Tat gestanden. Auf die Frage nach dem Warum schrieb er demnach, er habe genug von dem Hass von Kirk, das lasse sich nicht wegverhandeln. Er habe den Angriff mehr als eine Woche lang geplant. Den Ermittlern zufolge wurde auf dem Abzug der Tatwaffe DNA gefunden, die mit ihm in Verbindung gebracht wird.

Kritiker werfen Kirk vor, Ressentiments gegen trans Personen, Migranten und andere geschürt zu haben. Bei Robinsons Mitbewohner soll es sich laut dem Staatsanwalt um eine trans Person gehandelt haben, mit der der Angeklagte eine romantische Beziehung hatte. Dabei handele es sich um einen „biologischen Mann“, der sein Geschlecht ändern wollte, betonte Staatsanwalt Gray.

Kirk war vergangenen Mittwoch bei einem Auftritt auf einem Universitätscampus in Utah erschossen worden. Der 31-Jährige galt als einer der einflussreichsten rechten Aktivisten und Sprachrohr Trumps für die Jugend. Der US-Präsident hatte Kirk unmittelbar nach der Tat einen „Märtyrer“ genannt und erklärt, er hoffe auf die Todesstrafe für den Attentäter.

Der Tod Kirks hat in den USA Schockwellen ausgelöst und die Spaltung des Landes vergrößert. Die Trump-Regierung kündigte danach ein hartes Vorgehen gegen angeblich linke „Terrornetzwerke“ an, die es hinter der Tat vermutet. Im US-Repräsentantenhaus haben republikanische Abgeordnete einen Antrag eingebracht, die linke demokratische Abgeordnete Ilhan Omar aus allen Ausschüssen zu entfernen. Omar hatte kritische Posts über Kirks politische Positionen veröffentlicht.

Trauerfeier im Footballstadion geplant

Vizepräsident JD Vance hatte von einer „Pyramide“ von Politikern, Geldgebern, Journalisten und Aktivisten gesprochen, die zwar nicht alle selbst einen Mord begehen würden. „Viele dieser Leute schaffen aber ein Umfeld, in der Dinge wie diese unweigerlich passieren.“

Der Chef der Bundespolizei FBI, Kash Patel, sagte am Dienstag in einer Anhörung des Senats in Washington, dass die Kontakte von Tyler Robinson auf der Internetplattform Discord „derzeit Gegenstand von Ermittlungen und Verhören“ seien. Vance hatte zudem ein verschärftes Vorgehen gegen Nichtregierungsorganisationen angekündigt, etwa gegen die vom Milliardär George Soros finanzierte liberale Open Society Foundation.

Kirk war Gründer der Organisation Turning Point USA, mit der er junge Leute für erzkonservative Ansichten gewinnen wollte. Die Organisation hat für Samstag eine Trauerfeier in einem Vorort von Phoenix im Bundesstaat Arizona angekündigt, wo Kirk mit seiner Frau und seinen beiden Kindern lebte.

Die Veranstalter erwarten offenbar einen riesigen Zustrom – die Feier soll in einem Footballstadion mit Sitzplätzen für mehr als 63.000 Menschen stattfinden. Bereits unmittelbar nach Kirks Tod hatte Trump seine Teilnahme an dessen Beisetzung angekündigt.

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