Nach den Anschlägen in Bombay: Indien vermutet Pakistan als Drahtzieher

Wer steckt hinter den Anschlägen? Indien beschuldigt "Pakistanische Elemente". Der Geheimdienst ISI des Nachbarlandes soll islamistische Bewegungen gezielt gefördert haben.

Macht aus seinem Herzen keine Mördergrube: Indiens Außenminister Mukherjee. Bild: dpa

NEU-DELHI taz "Es sind Elemente in Pakistan, die hinter den Anschlägen in Bombay stecken", erklärte Indiens Außenminister Pranab Mukherjee am Freitag unverblümt. Seit über 61 Jahren ist der Verhältnis zwischen den beiden Atommächten mehr als getrübt. Immer wieder beschuldigt Indien den Nachbarn, Terroranschläge auf indischem Territorium zu verüben. Die Wurzel der Feindschaft sitzt tief.

Als die Briten Indien 1947 überstürzt in die Unabhängigkeit entließen, billigten sie einen eigenen Nationalstaat für die Muslime des Subkontinents. In wenigen Wochen kostete die blutige Teilung von Pakistan und Indien etwa eine Million Menschenleben. Rund 15 Millionen Hindus, Sikhs und Muslime wurden aus ihren Häusern, Wohnungen, Städten und Dörfern vertrieben. Die Beziehung zwischen den neugeborenen Staaten blieb angespannt. Zwei Kriege und einen Minikrieg haben sich Pakistan und Indien bereits geliefert. Hauptstreitpunkt ist Kaschmir, das grüne, fruchtbare Bergtal, auf das beide Länder einen Anspruch erheben. Kaschmirs Bevölkerung ist zum überwiegenden Teil muslimisch, doch der letzte Regent von britischen Gnaden war Hindu und sprach sich für den Anschluss der Region an Indien aus.

Der Kaschmir-Konflikt destabilisiert seither den Subkontinent. Vor 20 Jahren begann im idyllischen Tal der bewaffnete Aufstand gegen Indien. Im Zuge des Kampfes etablierten sich dort auch Terrororganisationen wie Lashkar-e-Toiba (LeT), die nach dem Sturz des kommunistischen Nadschibullah-Regimes in Afghanistan hier ein neues Betätigungsfeld fanden. Die Gruppe, ein Kind des Kalten Krieges, ist lange Zeit vom pakistanischen Geheimdienst ISI gepflegt und gehegt worden. Sie hat gute Verbindungen zu al-Qaida und den Taliban. Mehrere schwere Terroranschläge in Indien gehen auf ihr Konto. Etwa die Attacke auf das indische Parlament im Dezember 2001, hinter der die LeT stecken soll. Bei der Attentatserie in Bombay ist auch Lashkar-e-Toiba jetzt als möglicher Drahtzieher im Gespräch.

Der pakistanische Geheimdienst ISI galt bislang als stiller Förderer diverser Terrororganisationen, die den Einfluss der islamischen Republik in der Region - besonders in Indien und in Afghanistan - sichern sollen. Die neue Regierung in Islamabad möchte sich zwar von solchen Machenschaften distanzieren, doch wie weit ihre Bemühungen ehrlich und erfolgreich sind, ist schwer abzusehen. Politiker in Neu-Delhi vermuten den ISI auch hinter dem blutigen Anschlag auf die indische Botschaft in Afghanistan im August diesen Jahres.

AGNES TANDLER

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