Nach der Revolution in Ägypten: Schlägertrupps wieder aktiv

In Ägypten demonstrierten erneut Tausende für die Auflösung des alten Geheimdienstes. Sie wurden von Schlägern mit Messern und Steinen angegriffen. Neue Regierung entlässt Chef-Archäologen.

Das Militär veruscht Demonstranten davon abzuhalte, die Geheimdienstzentrale in Kairo zu stürmen. Bild: reuters

AL-ARISCH/KAIRO dpa | Tausende Ägypter haben am Montag in der nördlichen Sinai-Stadt Al-Arisch für die Auflösung des repressiven Staatssicherheitsdienstes demonstriert. Viele hielten Bilder von politischen Gefangenen hoch, berichtete ein dpa-Reporter in der Stadt. Die Kundgebungsteilnehmer forderten außerdem, die Akten in der örtlichen Geheimdienstzentrale zu sichern. Sie brachten ihre Befürchtung zum Ausdruck, dass Mitarbeiter der Dienste die Dokumente vernichten könnten.

Mehr als drei Wochen nach dem Sturz des Präsidenten Husni Mubarak hatten am Wochenende Aktivisten der Reformbewegung und ehemalige politische Gefangene Geheimdienstzentralen in Kairo, Alexandria, Assiut und Assuan gestürmt, um der Vernichtung der Akten zuvorzukommen. Am Sonntagabend hatte das Militär in der Innenstadt von Kairo einen Protest vor einer Geheimdienstfiliale mit Gewalt aufgelöst.

Zum ersten Mal seit dem Abgang Mubaraks griffen dort auch mit Messern und Stöcken bewaffnete Schläger die Demonstranten an, wie sie das Innenministerium früher gegen Regimegegner einzusetzen pflegte, berichteten Augenzeugen.

Nofrete-Forderer entlassen

Der bisherige Chef-Archäologe Ägyptens, der immer wieder die Nofretete zurückgefordert hatte, ist seinen Job los. Der 63-jährige Zahi Hawass wurde bei der jüngsten Regierungsumbildung am Wochenende übergangen, berichteten Zeitungen in Kairo am Montag. Hawass war seit 2002 Chef der ägyptischen Altertümerverwaltung. Mit seiner regelmäßig wiederholten Forderung nach Rückgabe der weltberühmten Nofretete-Büste aus dem Neuen Museum in Berlin hatte Hawass auch in Deutschland Schlagzeilen gemacht.

Er galt als umtriebiger Lobbyist für das antike Erbe Ägyptens - doch seine Nähe zum gestürzten Präsidenten Husni Mubarak kostete ihn nun seine Stelle. Zum neuen Kultusminister mit Zuständigkeit auch für die Altertümer wurde der Universitätslehrer Emad Abu Ghazi ernannt, der bisherige Generalsekretär des staatlichen Obersten Kulturrates.

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