Nachrichten in der Coronapandemie: Corona für Freiwillige

Der Hausärzteverband kritisiert die Politik bei der Organisation der Schnelltests. Großbritannien startet Studie, bei der Freiwillige mit Corona infiziert werden.

Eine Werbepuppe für den Schnelltest.

Noch nicht flächendeckend in Deutschland vorhanden: Schnelltests Foto: ap

Großbritannien infiziert Freiwillige

In Großbritannien sind die ersten Freiwilligen im Zuge einer Studie mit Corona infiziert worden. Die sogenannten Human-Challenge-Analysen hätten am Samstag begonnen, bestätigte das britische Gesundheitsministerium der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag. Nach früheren Angaben der britischen Regierung handelt es sich um die erste Studie weltweit, bei der Menschen gezielt mit Sars-CoV-2 infiziert werden.

„Das Human-Challenge-Programm wird die Entwicklung von Impfstoffen und Behandlungen gegen Covid-19 verbessern und beschleunigen“, sagte eine Sprecherin des Ministeriums. „Die erste Gruppe von Freiwilligen hat nun am Royal Free Hospital in London mit der Virus-Charakterisierungs-Studie begonnen.“ Die Probanden würden „in einer sicheren und kontrollierten Umgebung dem Virus ausgesetzt, rund um die Uhr überwacht von Medizinern und Wissenschaftlern“, hieß es.

In Deutschland gelten Human-Challenge-Studien als unwahrscheinlich. Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) lehnt sie als unethisch ab. Zudem gibt es medizinische Vorbehalte: „Challenge-Studien zeigen vielleicht ein verfälschtes Bild, da Erkenntnisse, die nur mit jungen, gesunden Menschen gewonnen wurden, möglicherweise nicht auf Ältere und chronisch Kranke übertragbar sind“, betont der Verband. Künstlich herbeigeführte Ansteckungen entsprächen nicht den echten Infektionen im Alltag. (dpa)

Hausärzteverband kritisiert Schnelltest Planung

Der Deutsche Hausärzteverband hält es für illusorisch, dass der ab Montag geltende Anspruch aller Bürger auf kostenlose Coronaschnelltests umgesetzt werden kann. „Was wir nicht anbieten können, ist ein Tag der offenen Tür für alle, die sich mal eben spontan testen lassen wollen“, sagte der Bundesvorsitzende Ulrich Weigeldt der „Bild am Sonntag“.

Weigeldt warf der Politik eine völlig ungenügende Planung vor. „Wir wissen nicht einmal ansatzweise, wann diese Schnelltests in welchem Umfang von wem geordert und zu wem geliefert werden sollen“, sagte er. „Das geht so nicht.“

Ab Montag will der Bund für alle Bürger mindestens einmal pro Woche einen Schnelltests finanzieren. Getestet werden soll in örtlichen Testzentren, welche die Kommunen mit Partnern organisieren. Am Freitag betonte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), dass die Lager nach Herstellerangaben voll seien, die Tests aber nicht überall gleich am Montag bereit stehen würden, weil diese auch ausgeliefert und die Anwendung organisiert werden müssten. (afp)

Tschechische Regierung warnt vor kritischer Woche

In Tschechien wird mit einer weiteren Zunahme der Anzahl der Covid-19-Intensivpatienten gerechnet. „Die nächste Woche wird am kritischsten“, sagte Gesundheitsminister Jan Blatny am Sonntag im Fernsehsender CT. Er gehe davon aus, dass bis zu 300 Ärzte und 1000 Krankenpfleger aus dem ambulanten Bereich zum Einsatz in den Krankenhäusern verpflichtet werden müssen.

Der Lockdown war zuletzt noch verschärft worden. In Prag versammelten sich am Nachmittag Coronaleugner, Gegner der Schutzmaßnahmen und Kritiker der Regierung zu zwei Kundgebungen. Die Polizei kontrollierte den Zugang zu zwei großen Plätzen im Stadtzentrum, um die Begrenzung der Teilnehmerzahl auf jeweils 100 Personen durchzusetzen. Die Demonstranten skandierten Slogans wie „Lasst uns durch“ und „Stasi“. Hunderte Bereitschaftsbeamte in voller Montur waren im Einsatz. Es kam zu kleineren Zusammenstößen. Mehrere Personen seien festgenommen worden, teilte die Polizei mit.

Der EU-Mitgliedstaat kämpft mit einer dramatischen Coronawelle. Innerhalb von sieben Tagen steckten sich rund 800 Menschen je 100 000 Einwohner neu mit dem Virus Sars-CoV-2 an – das sind mehr als zehn Mal so viele wie in Deutschland. Seit Beginn der Pandemie gab es mehr als 1,3 Millionen Infektionen und 21 717 Todesfälle. Tschechien hat rund 10,7 Millionen Einwohner. (dpa)

Die RKI-Depesche

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet am Sonntagmorgen 8.103 Neuinfektionen. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 66,1 (Vortag: 65,4). 96 Menschen sind in den vergangenen 24 Stunden in Verbindung mit Covid-19 gestorben. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle auf 71.900 Insgesamt wurden bislang mehr als 2,5 Millionen Menschen in Deutschlandpositiv auf das Coronavirus getestet. (dpa)

Maskenaffäre in der CDU

In der Affäre um Honorare für Maskengeschäfte des CDU-Bundestagsabgeordneten Nikolas Löbel haben die baden-württembergischen Fraktionskollegen des Parlamentariers seinen sofortigen Mandatsverzicht gefordert. „Ich habe Nikolas Löbel aufgefordert, sein Mandat im Deutschen Bundestag unverzüglich niederzulegen“, sagte Landesgruppenchef und Fraktionsvizechef Andreas Jung (CDU) am Sonntag der „Stuttgarter Zeitung“ und den „Stuttgarter Nachrichten“.

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Der Mannheimer Abgeordnete Löbel wie auch der Neu-Ulmer CSU-Parlamentarier Georg Nüßlein sollen Provisionen in sechsstelliger Höhe für die Vermittlung von Geschäften mit Coronaschutzmasken kassiert haben. Löbel trat am Sonntag aus der Unionsfraktion im Bundestag aus und kündigte an, sein Mandat Ende August niederzulegen. Nüßlein hatte am Freitag erklärt, im September nicht mehr für den Bundestag zu kandidieren.

„Hier wurde das Abgeordnetenmandat genutzt, um in dieser Krise mit dieser Krise hohe Provisionen zu verdienen“, sagte Jung den Stuttgarter Zeitungen mit Blick auf Löbel. „Dafür können wir keinerlei Verständnis aufbringen – Konsequenzen und ein harter Schnitt sind deshalb unumgänglich.“ In Baden-Württemberg wird am kommenden Sonntag ein neuer Landtag gewählt, die CDU liegt in Umfragen weit hinter den Grünen. (afp)

Niedersachsen in Gesprächen mit Apothekerkammer

Die niedersächsische Landesregierung will alles dafür tun, dass den Bürgerinnen und Bürgern im Land möglichst bald flächendeckende Antigen-Schnelltests angeboten werden können. Allerdings hätten weder der Bund noch das Land Niedersachsen angekündigt, dass dies schon vom 8. März an flächendeckend möglich sei, so Regierungssprecherin Anke Pörksen am Freitagabend in Hannover. Im Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz heiße es ausdrücklich, dass die ergänzte nationale Teststrategie bis Anfang April schrittweise umgesetzt werden solle.

Das Sozialministerium befinde sich bereits in guten Gesprächen mit der Apothekerkammer, sagte Pörksen. Weitere Partner sollten eingebunden werden. Die Kosten für die Schnelltests übernehme der Bund. Nach den jüngsten Coronabeschlüssen von Bund und Ländern soll jeder Bundesbürger künftig einmal pro Woche mindestens einen kostenlosen Antigen-Schnelltest bei geschultem Personal in einem Testzentrum oder einer Arztpraxis machen können. Die Kosten für Selbsttests, die etwa bei Discountern oder im Drogeriemarkt zu kaufen sind, müssen allerdings privat bezahlt werden. (epd)

Bei positiven Schnelltest gilt in Berlin: nachtesten

Berlinerinnen und Berliner können sich von diesem Montag an unentgeltlich auf das Coronavirus testen lassen. Für die Schnelltests steht in jedem Bezirk ein Testzentrum bereit, wie die Senatsgesundheitsverwaltung am Sonntag mitteilte. Zum eigenen Schutz und zum Schutz des persönlichen Umfelds seien die Menschen aufgerufen, sich einmal pro Woche testen zu lassen. Sie erhalten dafür eine Bescheinigung.

„Grundsätzlich gilt, wer einen positiven Schnelltest hat, muss sich sofort absondern und sich zwingend mit einem PCR-Test nachtesten lassen“, sagte Senatorin Dilek Kalayci (SPD). Wo dies möglich sei, erführen die Betroffenen in den Testzentren. (dpa)

Freies Israel

Israel hat den Großteil seiner Wirtschaft wieder geöffnet. Das Land läutete am Sonntag die letzte Lockerungsphase für bestehende Auflagen ein. Wiederöffnen durften am Sonntag Bars, Restaurants, Messehallen, Hotels und Bildungseinrichtungen. Beschränkt werden allerdings noch manchmal Eintritt und Kapazität.

Die meisten öffentlichen Aktivitäten, etwa Essengehen in Restaurants, sind nun möglich für geimpfte Personen. Mehr als 52 Prozent der israelischen Bevölkerung hat eine erste Impfdosis erhalten, und fast 40 Prozent erhielt bereits zwei Dosen des Impfstoffs von Pfizer und Biontech. Mit diesen Werten gehört Israel zur Weltspitze bei den Impfkampagnen.

Seit Beginn der Pandemie hat Israel mindestens 799 000 Infektionen verzeichnet, nach Angaben des Gesundheitsministeriums starben mehr als 5800 Menschen im Zusammenhang mit Covid-19. (ap)

China will Gesundheitspässe

In der Coronapandemie will China Gesundheitspässe auf dem Smartphone für international reisende Staatsbürger einführen. Darin sollen die Ergebnisse von Covid-19-Tests sowie Impfungen festgehalten werden, sagte Außenminister Wang Yi am Sonntag auf einer Pressekonferenz aus Anlass der Jahrestagung des Volkskongresses in Peking. Die Einführung solle den sicheren und geordneten Strom von Reisenden erleichtern. China versuche auch, wo immer möglich Impfzentren in anderen Ländern für seine Staatsbürger einzurichten.

In China sind bereits Gesundheitsprogramme auf Handys eingeführt. Damit muss sich jeder bei Reisen, beim Besuch von Einkaufszentren oder Restaurants nicht nur über einen QR-Code registrieren, sondern auch seine Unbedenklichkeit nachweisen. So wird damit auch angezeigt, ob sich eine Person vorher in einem Risikogebiet aufgehalten hat und deswegen eigentlich in Isolation muss.

Wegen der Pandemie stecken viele Chinesen im Ausland fest. China beschränkt die Einreise. Es gibt nur wenige internationale Flüge. Vor dem Abflug müssen negative Tests vorgelegt werden. Auch müssen Einreisende zwei bis drei Wochen in Quarantäne in einem zugewiesenen Hotel oder einer anderen Einrichtung. Für Ausländer ist es auch nur sehr schwer möglich, nach China einzureisen. (dpa)

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