Nell Zink im Hörbuch: Stimme im Spätsommer
Nell Zinks neuer Roman „Sister Europe“ wird von Sophie Rois gelesen zum noch erleseneren Genuss. Und das alles für lau in lauen Nächten!
Dem aufmerksamen Teil des taz-Publikums ist Nell Zink längst bekannt. Die US-amerikanische Autorin, seit 2000 in Deutschland und nach einem Studium der Medienwissenschaften in Tübingen im brandenburgischen Bad Belzig lebend, hat in der taz schon 2016 in einem wunderbaren Interview Auskunft über ihr Leben und Schreiben gegeben. Und auch ihr neuer Roman „Sister Europe“ wurde im Mai dieses Jahres ausführlich und sehr positiv besprochen.
Leider oder aber auch schön-überraschenderweise gehöre ich nicht zu diesem aufmerksamen Teil der Leserschaft. In einer heißen Sommernacht war vielmehr die Frage, ob bei geschlossenem Fenster die Mücken draußen bleiben sollten, was Lesen ermöglichte, oder ob nicht wenigstens einigermaßen Luftigkeit vorzuziehen sei, dann aber eben in Dunkelheit.
Und so kam ich beim Durchforsten der wunderbaren ARD-Audiothek, deren kostenlose, beziehungsweise durch den Rundfunkbeitrag abgedeckte Fülle alle dankbar machen sollte, in einem Kulturstaat wie der Bundesrepublik zu leben, auf „Sister Europe“, Nell Zinks neuen Roman in 22 Folgen.
Sofort war ich gebannt, trotzdem schlief ich bald ein – deswegen gehe ich ja ins Bett. Am nächsten Morgen hatte ich die Stimme der Vorleserin im Ohr. Was war das? Bairisch? Und woher kannte ich diesen jeden Satz wie eine exquisite Neuigkeit behandelnden Gestus?
Roman von Nell Zink in 22 Teilen, gelesen von Sophie Rois, ARD-Audiothek bis 26. 9. 2025
Das Dargestellte und die Darstellende
Stimmt, dachte ich, das genau hatte Brecht mit Verfremdung gemeint, ein Effekt, der das Dargestellte durch die Darstellende konsequent infrage stellt, was bei schwachen Schauspielern den ästhetischen Genuss verdirbt, hier aber, bei dieser Lesung, faszinierte.
In der nächsten Nacht griff ich gar nicht erst zum Buch, sondern hörte gleich weiter. In der übernächsten kam ich drauf, dass nur Sophie Rois so lesen kann. Und worum es in „Sister Europe“ geht, hören Sie bitte selbst!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Soziologin über AfD
„Rechte Themen zu übernehmen, funktioniert nicht“
Die IG Metall und das Verbrenner-Aus
Gewerkschaft gegen Klimaziele
Attentat auf Charlie Kirk
Ein Spektakel der Gewalt
Humanitäre Lage in Gaza
Auch wo es Nutella gibt, hungern Menschen
Diskussion um Wehrdienst
Doppelte Solidarität
Köln wählt am Sonntag
Eine Grüne, die bei Linken beliebt ist