Neonazi-Opfer erhalten Entschädigung: Die Beerdigung wird bezahlt

Die Angehörigen der Opfer der Terrorgruppe NSU erhalten fast 500.000 Euro Entschädigung. Die Anträge können unbefristet gestellt werden.

Schweigen als Form des Gedenkens. Die Bundesregierung setzt jetzt auf Geld. Bild: dpa

OSNABRÜCK afp | Die Bundesregierung hat nach einem Zeitungsbericht bereits fast 500.000 Euro an die Opfer der rechtsextremen Terrorgruppe NSU und deren Angehörige gezahlt. An fast alle bisher bekannten Opfer und Hinterbliebenen seien in einem vereinfachten Antragsverfahren Härteleistungen als Pauschalbeträge gewährt worden, zitierte die Neue Osnabrücker Zeitung am Montag aus einem Sachstandsbericht des Bundesjustizministeriums.

Ausgezahlt wurden demnach inzwischen rund 486.440 Euro, davon gingen dem Papier zufolge insgesamt 311.440 Euro an die Angehörigen der ermordeten neun Kleinunternehmer. Laut dem Papier erhalten Ehepartner und Kinder der Getöteten eine Pauschale von 10.000 Euro, Geschwister 5000 Euro. Die Familien sollen zudem die Beerdigungskosten erstattet bekommen.

Für die Opfer und Angehörigen bestehe die unbefristete Möglichkeit, gestellte und beschiedene Anträge zu ergänzen, heißt es der Zeitung zufolge in dem Sachstandsbericht. Eine Familie habe jedoch erklärt, keine Härteleistung beantragen zu wollen. Der Terror-Gruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) werden zehn Morde an Migranten und einer Polizistin, zwei Sprengstoffanschläge und eine Serie von Banküberfällen zur Last gelegt.

Die Taten der Mitglieder Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe waren jahrelang unentdeckt geblieben. Im vergangenen November wurden Mundlos und Böhnhard in Eisenach tot in einem Wohnmobil gefunden worden, Zschäpe stellte sich der Polizei.

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