Netanjahu verteitigt Gaza-Blockade: Israel fängt erneut Hilfsschiff ab

Fünf Tage nach der blutigen Erstürmung einer Hilfsflotte fing die Marine am Samstag erneut ein Schiff mit Hilfsgütern für den abgeriegelten Küstenstreifen ab.

Eskortiert von der israelischen Marine lief das irische Hilfsschiff "Rachel Corrie" in Aschdod ein. Bild: dpa

JERUSALEM afp | Israel hält trotz scharfer internationaler Kritik unbeirrt an der Seeblockade des Gazastreifens fest. Fünf Tage nach der blutigen Erstürmung einer Hilfsflotte fing die Marine am Samstag erneut ein Schiff mit Hilfsgütern für den abgeriegelten Küstenstreifen ab und lenkte es in den südisraelischen Hafen Aschdod um. Regierungschef Benjamin Netanjahu bekräftigte, die Blockade des Gazastreifens aufrechterhalten zu wollen.

Eskortiert von der israelischen Marine lief das irische Hilfsschiff "Rachel Corrie" in Aschdod ein. Auf dem Schiff, das zuvor in internationalen Gewässern von israelischen Soldaten geentert worden war, war die Inschrift "Free Gaza" zu lesen, wie ein Fotograf berichtete.

Nach Angaben der israelischen Armee hatte sich die Besatzung der "Rachel Corrie" wiederholt der Anweisung widersetzt, vom Kurs auf den Gazastreifen abzudrehen. Die Marine habe deshalb ohne Gewalt die Kontrolle über den Frachter übernommen. In Aschdod sollten nun die Hilfsgüter, darunter Baumaterialien, medizinische Geräte und Schulutensilien, entladen und auf dem Landweg in den Gazastreifen gebracht werden.

An Bord des Frachters befanden sich nach Armeeangaben insgesamt 19 Menschen, darunter die irische Friedensnobelpreisträgerin Mairead Maguire und der ehemalige hohe UN-Vertreter Denis Halliday. Sie seien den Einwanderungsbehörden übergeben worden und sollten "so schnell wie möglich" in ihre Heimatländer ausgewiesen werden, teilte das israelische Außenministerium mit.

Israel blockiert den Gazastreifen zu See und an Land, seit die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas dort im Sommer 2007 die Macht übernahm und begründet das Vorgehen mit dem Schutz vor Waffenschmuggel und Attentätern. Regierungschef Netanjahu lobte das Vorgehen seiner Armee. Sein Land behalte sich weiterhin das Recht zur Selbstverteidigung vor und werde sich dafür einsetzen, dass die Seeblockade des Gazastreifens respektiert werde.

Die internationale Free-Gaza-Bewegung, die die Hilfsaktion mitorganisierte, verurteilte die "Umleitung" des Schiffes und sprach von einer "Geiselnahme" der Besatzung und der Passagiere. Die "Rachel Corrie" sollte ursprünglich Teil der internationalen Hilfsflotte sein, die israelische Marine-Einheiten am Montag gewaltsam gestoppt hatten. Der Einsatz, bei dem neun Menschen getötet wurden, sorgte international für Empörung.

Gegen das israelische Vorgehen gingen am Samstag europaweit zehntausende Menschen auf die Straße. In Duisburg und Düsseldorf protestierten mehr als 5000 Menschen. In Istanbul waren es bis zu 10.000 Menschen. Zu ähnlichen Demonstrationen kam es in London, Dublin und Paris.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.