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Netflix-Serie „Das Monster von Florenz“Eine Beretta in der Toskana

Ein Mörder begeht acht Doppelmorde und wird nicht gefasst. Diese Serie folgt seiner Spur durch das Italien der 1950er bis 1980er Jahre.

„Das Monster von Florenz“: ein beklemmendes historisches Bild der ländlichen Toskana von den 50er bis in die 80er Jahre Foto: Emanuela Scarpa/netflix

Kaum ein Verbrechen hat die italienische Öffentlichkeit über Jahre hinweg so beschäftigt wie die Mordserie des „Monsters von Florenz“. Bis heute sind die zwischen 1968 und 1985 verübten acht Doppelmorde, denen auch ein deutsches Urlaubspaar zum Opfer fiel, nicht abschließend aufgeklärt. Nun bietet die vierteilige True-Crime-Netflix-Serie „Das Monster von Florenz“ einen Blick auf diese grausigen Mordtaten, bei denen Paare erschossen wurden, die nachts auf abgelegenen Seitenstraßen in ihrem Auto Sex hatten. Und bei denen der Täter die weiblichen Leichen zusätzlich entstellte.

Bei allen Morden kam stets die gleiche, bis heute nicht aufgefundene Schusswaffe, eine italienische Beretta, zum Einsatz. Die Serie erzählt aber nur einen Bruchteil dessen, was im Lauf der Jahrzehnte polizeiliche Ermittlungen zutage förderten. Denn erst Anfang der 80er Jahre wurde durch ballistische Untersuchungen klar, dass die Mordserie bereits 1968 begonnen hatte – jahrelang hatte der vermeintliche Täter unschuldig im Gefängnis gesessen.

Regisseur Stefano Sollima, der auch schon für den Film „ACAB“ (2012) über rechtsextreme Polizisten und die Adaption von Roberto Savianos „ZeroZeroZero“ verantwortlich zeichnet, entwirft in „Das Monster von Florenz“ ein beklemmendes historisches Bild der ländlichen Toskana von den 50er bis in die 80er Jahre. Die Beamten rollen den Mordfall an der jungen Barbara Locci (Francesca Olia) auf.

Die Serie

„Das Monster von Florenz“, ab 22.10. auf Netflix

Fiel die junge Frau einem Ehrenmord zum Opfer, der in der Bauernfamilie beschlossen wurde und für den Ehemann Stefano (Marco Bullita) ins Gefängnis ging? Oder hat das etwas mit einer Affäre und komplizierten Abhängigkeiten im ländlichen Italien zu tun, bei denen es auch um Homophobie, Gewalt in der Familie und Missbrauch geht? Plötzlich ist der Mord Teil einer die Öffentlichkeit in Atem haltenden Verbrechensserie.

Stefano Sollima entwirft in diesem Vierteiler ein gesellschaftspolitisches Porträt aus sozialem Familiendrama, historischer Erzählung und Crime-Story. Das geht unter die Haut. Dabei folgt die Serie nur einer von vielen Spuren, exerziert mögliche Szenarien durch und endet mit einem Cliffhanger, eine Fortsetzung scheint zwingend.

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